Shredder Chess – etwas zu UCI-Engine und MESS Emulation

Die Shredder Chess GUI (Benutzeroberfläche) ist dafür bekannt, eine starke Schach-Engine unter besagter Programmoberfläche integriert zu haben. Gleichzeitig ist sie ursprünglich auch deswegen bekannt, dass diese einige WM-Titel für sich gewinnen konnte. Der Programmierer, Stefan Meyer-Kahlen entwickelte auch die UCI-Schnittstelle (Universal Chess Interface). Auf was ich prinzipiell hinaus will, ist, dass ich dieses Programm etwas auf seine Vielseitigkeit und seine Möglichkeiten getestet habe. Denn das was die meisten Schachprogramme am PC jederzeit können, standardisiert eine UCI-Engine anzusprechen und mit jenem Protokoll zu kommunizieren. Das ist inzwischen die gängigste Schnittstelle. Also wenig erwähnenswert im eigentlichen Sinn. Genauso wenig wie die Tatsache, dass es nur unwesentlich schwieriger ist, ein Turnier zwischen all den modernen Schach-Engines automatisiert zu starten und nach Abschluss die entsprechende Ergebnisliste einzusehen und somit auszuwerten.

Was vielleicht weniger bekannt sein dürfte – könnte – ist die Sache, das selbst die Schachcomputer Emulationen ins System der Shredder Software integrierbar sind. Um noch einen kleinen Schritt weiterzugehen, d.h. um noch etwas mehr Spannung aufkommen zu lassen – es sogar machbar ist, die Emulationen alter Schachcomputer gegen moderne UCI-Engines spielen zu lassen. Ich will das nicht als das Maß der Dinge interpretieren. Es ist jedoch etwas, was unter der ebenso allseits bekannten Arena GUI nicht funktionierte. Jedenfalls sah ich keine Möglichkeit hierzu. Doch hier ist es hingegen möglich und der Horizont erweitert sich somit. Vordergründig um verschiedene Testprojekte durchzuführen.

Und das bedeutet, das z.b. ein uraltes Schachprogramm wie das Sargon V1.01 aus dem Jahr 1978, welches zu seiner Zeit beispielsweise auf dem Tandy Radio Shack lief und eines der ersten erfolgreichen Programme in Assembler war, Schachcomputer aus der frühen Ära herausfordern kann. Was erheblich mehr Sinn macht, denn es geht nicht um die Frage des Abschneidens gegen aktuelle Engines, sondern mehr darum festzustellen wie sich Sargon 1.01 gegen die Programme, welche in den ersten Generationen von Schachcomputern verbaut waren, schlagen würde. Das konkrete Projekt ist folgendes – Sargon 1.01 läuft als UCI-Version auf einem Laptop mit Intel CPU – und erreicht im Verhältnis zum einstigen Homecomputer – TRS80 mit einer Zilog Z80 CPU von 1978 – ein Optimum an Spielstärke. Die Schachcomputer dagegen, die über MESS/MAME Emulations-Software auf dem gleichen Computer laufen, sind in ihrer Leistungsfähigkeit identisch, weil deren Hardware exakt abgebildet bzw. emuliert wird.

In der Praxis konnten so interessante Resultate erzielt werden. Ein Mephisto II mit 6,1 Mhz konnte in 2 Schnellschachpartien nur ein Remis, also 0,5 : 1,5 erreichen und hatte das Nachsehen. Der Mephisto I von 1980 verlor deutlich seine beiden Partien im Schnellschachmodus. Dem ARB Sargon 2.5 (gleichermaßen ein Programm von Dan & Kate Spracklen) erging es nur wenig besser – 3,5 : 0,5 in 4 Blitzpartien für Sargon 1.01.

Bessere Karten hatte hier erst der Mephisto MM II von Ulf Rathsman, ein taktisch versiertes Programm von 1985. Obgleich der Sargon 1.01 im Mittelspiel sogar bissiger agierte, was wirklich interessant ist, verlor es doch den Schnellschachvergleich mit 0,5 : 1,5 gegen das Rathsman-Programm. Auffallend auch hier erneut die eklatante Endspielschwäche der früheren Programme, wodurch es nicht selten vorkam, dass Gewinnstellungen ins Remis/ oder in den Verlust kippten.

Ich werde in der nächsten Zeit weitere Vergleiche anstellen. Nicht nur bezüglich der Relativität in Fragen des Spielstärkevergleichs, sondern auch die Einstellungen in Shredder betreffend. Einfacher ist es bei Engine-Direktvergleichen, weil diese von der Shredder-Software gesteuert werden. Schwieriger wird es bei Games, UCI-Engine in Shredder vs Emulation des Schachcomputers. Hier geht es um die Zeit-Einstellung. Die aufgerufene MESS-Emulation verzögert die Zugausführung in Shredder, weil die Übertragung vom emulierten Brett ein paar Sekunden dauert und umgekehrt, was vor allem in Blitzpartien zu Ungleichheiten führt. In Schnellschachpartien kann das leichter mit einem zeitlichen Delay umgangen werden. Allerdings beruht das mehr auf einer Schätzung, im Verhältnis zur durchschnittlichen Bedenkzeit des Schachcomputers, was keine optimale Lösung darstellt.

Mephisto II 6,1 Mhz – gegen die Konkurrenz seiner Zeit

Die Auflistung der Computer, gegen die Mephisto im direkten Vergleich gespielt hat.

Fidelity Chess Challenger Sensory Voice – Elo: 1189

Jahr: 1980

Chafitz ARB Sargon 2.5 (GGM Chafitz Sargon 2.5) – Elo: 1371

Jahr: 1980

Mephisto I – Elo: 1218

Jahr: 1980

Fidelity Chess Challenger Sensory Champion – Elo: 1572

Jahr: 1981

Mephisto II 3,5 Mhz – Elo: 1332

Jahr: 1981

Chafitz Morphy – Elo: 1450

Jahr: 1981

Scisys Mark V – Elo: 1466

Jahr: 1981

Scisys Mark VI Philidor – Elo: 1386

Jahr: 1982

Fideltiy Chess Challenger Sensory 9 – Elo: 1591

Jahr: 1982

Mephisto II 6,1 Mhz – Elo: 1401

Jahr: 1982

Mephisto III – Elo: 1507

Jahr: 1983

Chafitz GGM Steinitz 2 Mhz – Elo: 1576

Jahr: 1983

Mephisto MM I – Elo: 1527

Jahr: 1984

CXG Chess 2001 (Cyrus) – Elo: 1660

Jahr: 1984

Saitek Leonardo – Elo: 1602

Jahr: 1986

Zum Gerät selbst:

Elo-Performance: 1401

Das Programm wurde geschrieben von Thomas Nitsche & Elmar Henne.

Ein im Prinzip unscheinbares Gerät aus heutiger Sicht. 1982 jedoch ein technisch fortschrittlicher Mikro-Schachcomputer, der schon seines Designs wegen faszinierte. Die Spielstärke betreffend könnte man das „Brikett“ der Klassifizierung eines „C-Amateurs“ zuordnen, was dessen allgemeine Einschätzung angehen würde. Anders formuliert, ist es besonders geeignet für Schachspieler, die grob überschlagen als durchschnittlich einzustufen wären. Also in die breite Masse fallen.

Seinen Spielstil sehe ich in Anbetracht seiner Programmroutinen, als ein A+B-Strategie- System an, welches „brute force“ und „selektiv“ als Suchprinzip eng verbindet und im Fall des Mephisto II gleichzeitig stark von der Wahl der Spielstufe beeinflusst wird. In den Hauptvarianten der Eröffnung ist er für seine Zeit erstaunlich gut aufgestellt. Das Mittelspiel behandelt er taktisch in seinen Grundzügen passabel. Seine markante Schwäche ist, was viele wissen, sein Endspiel. Jenes behandelt er überwiegend rechenlastig und zwar in jenem Rahmen, der ihm damals möglich war. Die Kapazitäten waren begrenzt, weil eine 1802-CPU noch zu den Anfängen der Mikroelektronik gehörten, 2 KB RAM nicht wirklich ernsthaft Rechenprozesse auslagern konnten, sowie in 12 KB ROM sicher ein intelligent agierendes Programm integriert war, welches natürlich nur mit marginalem Wissen ausgestattet werden konnte, wodurch, vor allem vor 40 Jahren, fehlendes KnowHow, besonders im Endspiel, gewissermaßen vorprogrammiert war. Im Vergleich, bsp. zum Vereinsschach, klafften hier noch massive Lücken.

Die Emulationen machen es möglich, einige Test-Schachpartien auf Software-Ebene laufen zu lassen. So habe ich den Mephisto II (2. Version mit 6,1 Mhz Taktfrequenz) auf einige weitere Computer jener frühen Jahre, Anfang der Achtziger, im Direktvergleich losgelassen. So ist es möglich seine Spielstärke zumindest teilweise korrekt einzuschätzen.

Start des Turniers der 8-bit Micro-Schachcomputer. Die Runden wurden mit einer Bedenkzeit: 40 Züge /120 min. ausgespielt.

In der 1. Partie spielte: Chafitz ARB Sargon 2.5 (Elo:1371) gegen Mephisto II 6,1 Mhz (Elo:1401)

1980 das erste Magnetsensorbrett in Turniergröße, ausgestattet mit einem Programm von Dan & Kate Spracklen, dem Sargon 2.5, das bereits im TRS-80 und im Sinclair-ZX-Spectrum in Form eines Homecomputers Ende der Siebziger erhältlich war.

Der Chafitz ARB Sargon 2.5 von Applied Concept lief bereits mit einer 6502-CPU, verfügte über lediglich 2 KB RAM und 8 KB ROM für das Programm. Als es erschien war es trotz allem eines der stärksten Programme, die am Markt verfügbar waren.

Die Partie wurde von Sargon zäh verteidigt, denn die Initiative lag überwiegend beim II-er. Dieser konnte seine Vorteile aber nicht verwerten und so endete das Spiel zuletzt noch Unentschieden.

0,5 : 0,5

In der 2. Partie kam ein größeres Geschütz auf das schwarze Brikett zu.

Der Chess Challenger Sensory Champion (Elo:1572) gegen Mephisto II 6,1 Mhz (Elo:1401)

Weltmeister im Jahr 1981 der 1. Mikro-Schachcomputer-Weltmeisterschaft.in London. In der Hardware geringfügig erweitert, dafür aber mit einer stärkeren Software (Spracklen) versehen.

Der Champion Sensory überzeugte mit starkem Druckspiel. Es erfolgte umgekehrt ein zähes Gegenspiel des Mephisto, wodurch dieser sich das Remis schlußendlich sichern konnte.

Es wirkt ein wenig so, als ob sich Spracklen & Nitsche/Henne Programm im Mittelspiel, gerade was taktische Momente angeht, im Spielstil eher wenig konkurrieren. Also durchaus Ähnlichkeiten aufweisen.

0,5 : 0,5

In Partie 3 ging es gegen die Weiterentwicklung des legendären III-er Projekts von Thomas Nitsche und Elmar Henne. Dabei kam es zum Aufeinandertreffen des Mephisto II 6,1 Mhz (Elo:1401) gegen den Mephisto III (Elo:1507).

Der Sieg ging an den III-er, welcher bereits im Mittelspiel den II-er strategisch überspielte. Was diesem nicht immer gelingt, sobald er in eine taktische Wendung des II-er gerät. Das speziell sehr selektive Programm des III-er ermöglicht es ihm teilweise überraschend starke Züge auszuspielen. Die Suchstrategie dieses Programms verfolgt allerdings einen schmäleren Horizont, was dazu führen kann, das taktische Manöver schlicht übersehen werden.

Eine verbesserte Eröffnungsbibliothek, wissensbasiert vieles einprogrammiert, auf Basis von 32 KB ROM, 4 KB RAM lässt das Programm im Spielstil sehr menschenähnlich aufspielen. Die üblichen Grenzen im Endspiel blieben jedoch selbst beim III-er nach wie vor verbesserungsbedürftig.

0 : 1 Mephisto III

Die 4. Partie hat wieder interessante Überraschungen auf den Tisch gebracht. Der Mephisto II mit 6,1 Mhz (Elo:1401) traf hier auf den ursprünglichen Mephisto II (Elo:1332), der, als er 1981 auf dem Markt erschien, standardmäßig mit nur 3,5 Mhz getaktet war.

Und wie man es nicht vermutet hätte, ging die Partie tatsächlich an den II-er 3,5 Mhz, der mit einem Schwarzsieg bereits im Mittelspiel gewann, indem er den Mephisto II 6,1 Mhz ausmanövrierte. Es ist nicht so, dass die Spielstärke der beiden weit auseinander liegt, nein, aber der Favorit besiegte sich in diesem Fall eher selbst, weil er taktisch nicht den Horizont überblickte und entscheidende Konterangriffe nicht rechtzeitig auf dem Radar hatte. Allenfalls ist zu beobachten, dass jene Programme, die in ihrer Machart eng verwandt sind, manchmal unberechenbare Ergebnisse liefern.

0 : 1 Mephisto II 3,5 Mhz

Das fast legendäre Programm des Scisys Mark V (Elo:1466) von David Broughten & Mark Taylor konnte in dieser 5. Partie keinen Fuss auf den Boden setzen gegen den Mephisto II mit 6,1 Mhz (Elo:1454). Die integrierte Technik, 32 KB ROM ließen darauf schließen, das dem Programm im Mark V mehr Wissen zur Verfügung stand. Nachvollziehbar, denn immerhin beherrschte er die ganze Palette der Mattführungen inklusive mit Springer + Läufer.

Der Einbruch des hochselektiven (nahezu der B-Strategie folgendem) Mark V Programmes erfolgte relativ früh im Mittelspiel. Der II-er konnte seine taktischen Fähigkeiten erneut zur Geltung bringen und gewann die Partie überzeugend.

0 : 1 Mephisto II 6,1 Mhz

In der 6. Partie rettete der Scisys Mark VI Philidor (Elo:1386) und taktisch leicht verbessert, die Ehre seines Vorgänger-Programmes. Der Mephisto II 6,1 Mhz (Elo:1401) hatte sich in taktischer Manier zwei verbundene Freibauern gesichert. Im Turmendspiel gelang es dem Mark VI trotz allem das Spiel für sich zu entscheiden.

1 : 0 Scisys Mark VI Philidor

Die 7. Partie endete für den Vorgänger Mephisto I (1218) ziemlich schnell. Bestückt mit 1 KB RAM und einem schlanken Programm, das lediglich 6 KB ROM benötigt, wobei die Eröffnungsbibliothek nur 215 Züge aufweist, war er gegenüber dem weiterentwickelten II er in Summe rasch im Nachteil. Mephisto II 6,1 Mhz (1401) erreichte im frühen Mittelspiel zügig Vorteil inklusive Materialgewinn, wodurch er den I er überspielte.

1 : 0 Mephisto II 6,1 Mhz

In der 8. Partie trafen Mephisto II 6,1 Mhz (1401) und Mephisto MM I (1527) aufeinander. Der MM I ist mit 8 Mhz geringfügig höher getaket als der Mephisto III.Jenes Projekt, welches damals mehr ein Prototyp war, fügte hier seinem Vorgänger eine klare Niederlage zu. Eine in diesem Fall zerstörte Struktur seiner Bauern im Mittelspiel folgte zügiger Materialverlust. Oft sind die Matches zwischen verwandten Programmen mit überraschenden Wendungen versehen. Aber dieses Mal sicherte sich das selektivere Programm den Punkt.

0 : 1 Mephisto MM I

Die 9. Partie, Chafitz Morphy (1450) gegen Mephisto II 6,1 Mhz (1401), wurde relativ schnell entschieden. Ausschlaggebend waren dabei taktische Manöver im frühen Mittelspiel durch Mephisto II. Das legendäre Endspielmodul konnte seine Stärken so nicht mehr zeitig einsetzen.

0 : 1 Mephisto II 6,1 Mhz

In der 10. Partie trafen dann der Chafitz GGM Steinitz 2 Mhz (1576) und Mephisto II 6,1 Mhz (1401) zusammen. Das Chafitz-Programm stammte von Larry Atkin. Mit 24 KB ROM erhielt es mehr Schachwissen und war insgesamt vom Spielstil her zu jener Zeit eines der interessantesten Programme seiner Zeit.

Im Verlauf der Partie konnte es seine Stärke, sein aggressives Spiel nicht wie üblich zur Geltung bringen, da es schon im frühen Mittelspiel zum Einschluss seines Läufers kam. Wodurch der II er einen eindeutigen Punktsieg landen konnte.

0 : 1 Mephisto II 6,1 Mhz

Die 11. Partie ist wieder eine besondere Herausforderung für Mephisto II 6,1 Mhz (1401). Denn er spielt mit diesmal wieder mit Weiß gegen den CXG Chess 2001 (1660). Hier wird er mit dem ersten Programm von Richard Lang konfrontiert, angepasst an den Microprozessor „Z80“ im CXG 2001. Im Jahr 1981 wurde es als „Cyrus Chess“ Europameister.

Mephisto hielt agil in der Eröffnung mit und bewältigte taktisch gut das Mittelspiel. Im Übergang zum Endspiel, verlor er jedoch zwei seiner verbundenen Freibauern, was den CXG schnell zum Sieg brachte. Beliebt war dieses Gerät auch wegen seines Spielfeldes mit Magnetsensortechnik.

0 : 1 CXG Chess 2001

Während der folgenden 12. Partie, kam es zum Aufeinandertreffen mit der kleinen Legende von Fidelity, dem Chess Challenger Sensory 9 (1593). Auch hier spielte Mephisto II 6,1 Mhz (1401) erneut mit den weißen Figuren. Tendenziell bleibt festzustellen, dass beide Programme eine gewisse Affinität zueinander aufweisen.

Mephisto übte während des Spiels oftmals leichten Druck auf den Fidelity aus, was eher zu einer minimal besseren Position für den II er im Turmendspiel führte. Entschieden wurde die Partie erst als nur noch die beiden Könige auf dem Brett übrig blieben.

0,5 : 0,5

Erstaunlich auch die 13. Partie, in welcher sich der Fideltiy Chess Challenger Sensory Voice (1189) zäh durch das Mittelspiel manovrierte, was für das Programm von Ron Nelson sprach. Im Übergang zum Endspiel agierte wie erwartet der Favorit Mephisto II 6,1 Mhz (1401) einen Tick stärker, verschaffte sich einen Freibauern, den er nach etwa 50 Zügen auf die gegnerische Linie maschieren ließ und dem Sensory Voice den Verlust der Partie einbringt.

0 : 1 Mephisto II 6,1 Mhz

Die 14. Partie bildet den Abschluss des kleinen Turniers und findet gegen den eher positionell agierenden Saitek Leonardo (1602) statt, dessen Programm aus den Händen von Julio Kaplan & Craig Barnes stammte. Gegner auch hier, Mephisto II 6,1 Mhz (1401).

Hier scheiterte der eigentliche Favorit an sich selbst. Genau genommen hat er sich selbst besiegt. Der Leonardo verspielt bereits die Eröffnung, rochiert im Anschluss riskant und verliert in der Folge den Überblick und jegliche Chancen. Nach einigen taktischen Schlägen des Mephisto wird der Saitek rasant überrollt.

0 : 1 Mephisto II 6,1 Mhz

Die Berechnung seiner Performance in Elo (Spielstärke)

Erzielte Punkte: 5.0/10, Gegnerschnitt: 1440.5

ELO-Performance: 1441

Gewinnerwartung: 4.459/10

Ihre neue ELO: 1411.8 (+10.8) für Mephisto II 6,1 Mhz

Nach 10 Partien wurde diese Zwischenwertung erreicht.

Erzielte Punkte: 2.5/4, Gegnerschnitt: 1511

ELO-Performance: 1622

Gewinnerwartung: 1.488/4

Ihre neue ELO: 1432.2 (+20.2) für Mephisto II 6,1 Mhz

Nach weiteren 4 Partien ergab sich somit folgende Gesamtwertung.

Auffallend ist, dass trotz des geringen Durchlaufs an Partien, sich die Elozahl im allgemeinen bestätigt hat, beziehungsweise die Tendenz für den Mephisto II 6,1 Mhz eher nach oben gezeigt hat. Seine ELO von 1432, die ungefähr mit einer DWZ von 1275 korrelieren würde, liegt daher durchaus im realistischen Bereich. Unabhängig davon, dass solche Berechnungen vielmehr als ungefähre Richtwerte dienen, die jederzeit in zwei Richtungen ausschlagen können.

Auf der Stufe C7 (durchschnittliche Antwortzeit 10 min./Zug) verbessert sich sein Spiel nochmals merklich, und nicht nur, weil hier das Endspiel besser behandelt wird, sondern wegen der Bedenkzeit, die verdoppelt wird plus nochmal um ca. ½.. Was grob 80-90 Elo-Punkte generiert. Womit das Gerät dann in der 1500 er Liga mitspielt und umso mehr zum interessanten Gegner wird.

NOVAG UNIVERSAL Electronic Chess Board – im praktischen Einsatz

Entgegen vieler landläufiger Annahmen, ist das elektronische Magnetsensor-Schachbrett von NOVAG, das Universal Electronic Chess Board, fähig, mit Schachprogrammen verschiedenster Art zu spielen. Dessen Befehlsstruktur, wenn auch noch trivial aufgebaut, kann mit ein paar Tricks sogar mit aktuellen Laptops/Betriebssystemen kommunizieren. Daher ist es nicht unbedingt veraltet. Stattdessen ist es erstaunlich wie vielseitig dieses Board anwendbar ist. Damals dachte niemand an softwareseitige Schnittstellen im elektronischen Schach (wie z.B. das UCI-Protokoll), noch viel weniger an Ghz-schnelle Hardware oder 64-bit Betriebssysteme. Bedenkt man die Zeit, in der NOVAG dieses Brett produzierte, wird klar, das im IBM-PC-Sektor gerade ein 80486-Prozessor Stand der Dinge war. DOS 4.01 die dazugehörige Software, die angewendet wurde.

Technisch betrachtet, das Universal Chess Board, welches eine Schnittstelle zum PC besaß, musste eher mit diesem Feature als Projekt für die Zukunft betrachtet werden. Die serielle Verbindung zum PC wurde mittels eines RJ-12/25-poligen Adapters hergestellt. Die dedizierten Schachcomputer von NOVAG wurden beidseitig mit einem RJ-12-Stecker verbunden. Was die Entwickler von einst in jenem Moment wohl weniger ahnten, war, das durch dieses Board einmal Vergangenheit und Zukunft in einer zeitlichen Linie liegen könnten. Um es kurz und anschaulich zu machen, ist es aus heutiger Sicht möglich, mit dem NOVAG Universal Electronic Chess Board, nicht nur gegen die von Hersteller damals in Kombination angebotenen Schachcomputer NOVAG Sapphire I und Sapphire II zu spielen, sondern gleichermaßen gegen die intelligent und aufwendig programmierten Emulationen von dedizierten Schachcomputern früherer Hersteller (MEPHISTO, NOVAG, SCISYS, CHAFITZ, FIDELITY ect:). In den Jahren nach 1990 ist es nicht nur Dave Kittinger gewesen, der für NOVAG programmierte (dessen Software Wchess 1.5 für das Board angepasst wurde), vielmehr taten dies auch weitere Programmierer wie Frans Morsch und Richard Lang, die Fritz 3 respektive Genius 3 für das NOVAG Universal Chess Board zugänglich machten.

Im DOS 6.22, Windows 3.11, Windows 95 Zeitalter wurden nun die technischen Möglichkeiten zur Umsetzung geschaffen, die der Hersteller NOVAG Jahre zuvor hardware-seitig platzierte. Danach gingen ca. 5 Jahre ins Land bis die UCI-Schnittstelle (Universal Chess Interface) entwickelt wurde. Lediglich die Winboard-Schnittstelle (WB) existierte bereits. Es dauerte nochmal etwas bis Schachprogramme entsprechend angepasst worden sind und weitere Sonderfunktionen wie (Novag-Unterstützung, DGT-Anbindung, Autoplayer ect.) mit den Programmen zusammenarbeiteten. Eine der letzten Barrieren, die durchbrochen wurden, war der Gedanke der Emulation von früheren Schachcomputern als reiner Softwarelösung. Konnte bereits die DOS-Emulation (DOSBOX) viele alte DOS-Engines wieder in den Mittelpunkt bringen, und auch hier war die physische Einbindung von Board und Laptop im Bereich des Machbaren, so war es mit Unterstützung der WB-Schnittstelle jetzt darüber hinaus möglich, den software-basierten Schachcomputer (z.B. Fideltiy Sensory Champion) von 1981 per Arena Schachprogramm auf ein modernes DGT-Board zu übertragen, insofern im Menü Extra unter „Configure DGT-Chessboard“ die Einstellungen aktiviert wurden. Während jenes natürlich gleichermaßen per UCI-Interface geschah, wollte man mit modernen Engines a la Stockfish die Züge auf das DGT-Brett senden.

Das selbe Prinzip funktioniert erstaunlicherweise auch mit einem RS232-Chessboard, das 1995 für kurze Zeit produziert wurde, durch den in Arena integrierten Autoplayer. Zusätzlich ist auch der NOVAG Citrine (Schachcomputermodell von 2006) dafür vorgesehen was durch die implementierte Unterstützung in Arena (Extras „Configure Novag-Chessboard“) ermöglicht wird. Schwieriger wird es für das NOVAG Universal Electronic Chess Board, weil die vereinfachte interne Befehlsstruktur keine Kommunikation zuließ. Vor einigen Jahren wurde jedoch ein Treiber entwickelt, der Arena ein DGT-Board vorgaukelt. Das passiert mit einer spezifischen DLL- und einer Konfigurationsdatei. Grundsätzlich braucht es zwei Eingaben, was bedeutet, das nach dem ersten Start die Prozedur wiederholt werden muss. Nach einem kurzen Zeit- Delay wird in der Regel das Universal Chess Board erkannt und die Züge werden einwandfrei übertragen.

Zusammengefasst sind mit dem NOVAG Universal Electronic Chess Board, Baujahr 1989/90, Schachpartien spielbar, die gegen eine Gegnerschaft (von 1977 Fidelity Chess Challenger 1 bis zu 2022 Stockfish 15 NNUE), ausgetragen, beziehungsweise auf das Board software-seitig übertragen werden können.

DOS-PC-Schach – Nimzo 3.5

Programm: Nimzo 3.5

Betriebssysteme: DOS 6.22 / Windows 3.11 / Windows 95 (Hashtable-Begrenzung)

Virtuell: DOSBOX 0.74 auch über Windows 10

Elo: ca. 2380 auf Pentium 90 Mhz (SSDF-Rating-List Januar 2000)

Eröffnung: Turnierbuch mit mehr als 100.000 Positionen.

Mittelspiel: eher druckvoll, aktiv, dennoch stark im Defensivbereich.

Endspiel: in Augenhöhe mit Programmen seinerzeit. Behandelt selbst komplizierte Bauernendspiele erstaunlich stark. Im Aegon-Turnier 1996 verlor GM Kosaschwili exakt ein solches. Es war die Vorgängerversion Nimzo 3 (Spielstärke nahezu gleich).

Besonderheiten: Spielstil-Menü, was die Einstellungen „Horizont-Drohung“ und „Remis-Bewertung“ zum Inhalt hat. Ersteres hat in gewisser Weise mit Suchbaumeinstellungen zu tun, die auf seltene Positionen begrenzt, bestimmte Kriterien berücksichtigen. Im zweiten Fall ermöglicht die Einstellung eine Anweisung an das Programm, gegen schlechtere Gegner ein Remis zu vermeiden, auch wenn das Ergebnis jenes theoretisch vermuten lässt. Im Gegensatz zu Genius 4, welches hier viel deutlicher ins Remis einlenken würde. Im Umkehrschluss akzeptiert Nimzo das Remis in leicht besserer Stellung, falls der Gegner als definitiv stärker eingestuft wird.

Meine Meinung dazu: sehr interessant und sicher in Engine-Turnieren ansatzweise umsetzbar, sobald die Anzahl an Partien zwischen den Programmen steigt. Gegen menschliche Gegner dürfte es für das Programm schwieriger werden, weil die konkreten Anhaltspunkte fehlen. Ausnahme: es fanden zuvor aussagekräftige Matches „Man-Machine“ statt.

Events: 3. Platz bei der Microcomputer-WM 1996 Jakarta mit Nimzo 3.5

Programmautor: Chrilly Donninger/Österreich

Eingeschränkte Brettanbindung: Novag Universal Chessboard (UCB). Die gegnerischen Züge können auf dem Brett ausgeführt werden, werden aber nicht per LED angezeigt, wodurch ein Blick auf die 2D-Ansicht im DOS-Programm nötig ist, welches aber ein Ton-Signal sendet.

Die eingegebenen Züge werden per LED vom Brett registriert, seriell zum DOS-Programm Nimzo 3.5 übertragen und somit über den Screen ausgeführt.

Voraussetzungen: Steckerverbindung RJ12 mit seriellem 25-poligen Adapter zu IBM-PC´s der frühen Generationen, welche über eine 25-polige serielle Schnittstelle verfügten.

In der Regel jene alten Zeitgenossen mit Intel 80386 / 80486/ oder Pentium Prozessoren.

Wahlweise geht das auch über einen seriellen Adapter (25-polig / 9-polig) als Zweitadapter, welcher wiederum an einen 9-poligen FTDI-Chip-USB-Adapter angeschlossen wird um mit modernen Systemen kommunizieren zu können.

Software: DOSBOX 0.74: COM-Port wird in der Config-Datei eingestellt.

Baudrate: 9600, Data-Bits: 8, Stop-Bit: 1, No Parity

Zwischengeschaltete Hardware: Novag Super System Distributor

Anmerkung zur Verwendung des Novag Universal Chessboards in der Praxis: speziell was Nimzo 3.5 betrifft, existiert aus der Vergangenheit kein Novag-eigener Treiber für das Programm von C. Donninger. Selbstverständlich für ein paar andere wie beispielsweise Genius 3, Fritz 3, Wchess 1.5 oder Hiarcs 6. Um mit den Erwähnten die jeweilige Brettverbindung herzustellen, wird ein minimal kleines Treiberprogramm in den DOS-Speicher geladen. Gestartet wird dieses aus dem Programmordner (am Beispiel von Hiarcs 6) mit dem Befehl „thiarcs /1“, vorausgesetzt das Spiel soll gegen jenes Programm erfolgen. Die Belegung muss hierzu auf dem COM-Port 1 liegen. Im Anschluss wird die „hiarcs6.exe“ ausgeführt und das Programm selbst aufgerufen.

Damit die gleiche Prozedur mit Nimzo funktioniert, ist es nötig, die gerade erwähnte Datei „thiarcs.exe“ in den Programmordner von Nimzo 3.5 zu kopieren, diese umzubenennen, z.B. in „tnimzo35.exe“ und den Vorgang wie beschrieben zu starten.

Diese Meldung erscheint daraufhin im DOS-Fenster („Interface Resident Program is now loaded“) wenn alles funktioniert. Zwingend mit dem gleichen Befehl das Programm wieder entladen, bevor auf eine andere Software gewechselt wird, da die Treiber nicht einheitlich programmiert sind. Geschieht mit dem selben Befehl und führt zur Meldung „Interface Resident Program is now unloaded“.

Anmerkung: nach hergestellter Verbindung am UCB den Schalter auf den PC-Modus setzen. Dann kommunizieren die Relikte aus alten Zeiten immerhin.

Nachteile der Emulation von Schachcomputern

Einer der größten Nachteile von softwarebasierten-Emulationen ist, dass sie eine extrem hohe Rechenlast generieren. Denn die Abbildung der Komplettstruktur eines Hardware-Systems ist sowohl was den Aufwand in der Programmierung anbelangt eine massive Herausforderung als auch für die CPU (zentrale Recheneinheit) von hoher Bedeutung. Deswegen, weil hier die Auslastung der Kapazitäten schnell erreicht wird und trotz Verlagerung von Prozessen an die GPU (grafische Recheneinheit) eine Emulation nicht zwingend flüssig läuft. Vor allem dann nicht, wenn als Grundvoraussetzung eine Ryzen7 oder Ryzen9 Prozessor in der Anwendung fehlt. Zudem bei diesen inzwischen modernen Computersystemen grundsätzlich eine leistungsstarke GPU als separate Einheit integriert ist, die die grafische Hauptlast zugunsten der CPU abfängt.

Eine zusätzliche Problematik kommt dann zum Tragen, wenn die Emulation die Frames nicht begrenzen kann und das PC-System die entsprechende Leistungsfähigkeit in positiver Hinsicht aufweist. Allerdings ist das bei den Emulationen alter Schachcomputer nicht der Fall, da die Frames hier eingestellt werden können. Es ist somit nicht nur so, dass bei zu langsamer Laufgeschwindigkeit das System einfrieren kann, sondern bei zu viel dargestellten Bildern gleichermaßen eine korrekte Umsetzung nicht möglich ist.

Wie in Schachcomputern aus der früheren Ära oder auch insbesondere in Spielekonsolen aus jener Zeit, war die Software in den meisten Fällen in einen elektronischen Baustein (ROM) integriert. Über Programmiergeräte in der Regel leicht auszulesen, funktionieren diese auch einwandfrei im Zusammenspiel mit der Emulations-Software. Teilweise ist sogar ein Abarbeiten mehrerer komprimierter Dateien möglich. Zu bedenken sind natürlich immer die Urheberrechte, wenn Kopien verteilt oder verwendet werden.

Vielleicht hier ein kurzer Rückblick ins Jahr 1985. Wir erinnern uns an die ersten IBM-Systeme und DOS-Anwendungen, wo die Entwicklungen weniger rasant abliefen. Damals war der Atari ST ein absolut ernstzunehmender Konkurrent auf dem Markt. Sein Betriebssystem, das Atari TOS, arbeitete zu jener Zeit bereits auf einer 68000-CPU von Motorola. Anwendungen, die auf 8-bit-Basis programmiert wurden, waren in diesen Jahren üblich.

Wenn auch die 16-bit-Hardware leistungsfähiger war, so stellte der Markt noch eher wenig Software für diese damals neuen CPU´s zur Verfügung. Um jedoch beide Segmente zu bedienen, ermöglichte Atari mit seiner Virtualisierung einer 8-bit-Z80-CPU die perfekte Schnittstelle zum Erhalt des Betriebs vieler Anwendungsarten aus dem bestehenden Marktsegment und eröffnete Wege zur Entwicklung neuer, zeitgemäßer Software, die an die Architektur der 16-bit-68000-CPU angepasst werden konnte.

Die Prinzipien, die heute angewendet werden, haben ihre Grundstrukturen nicht selten bereits vor einigen Jahrzehnten gelegt. Die Infrastruktur von jetzt basiert genau auf diesen Dingen.

Die Summe aller Bewertungen – Theorie und Praxis

Wie die Schachengine grundsätzlich bewertet.

Das sind Kriterien, die völlig individuell jeder Engine zu eigen sind. Dabei spielen Suchbaumtiefe, Programmieransatz, Bewertungsfunktionen, Horizonteffektbehandlung und jene Aspekte mit eine Rolle, die für den Programmierer vordergründig maßgeblich waren und sind.

Darum geht es heute jedoch weniger, sondern mehr um jenen Effekt, den eine tatsächliche Stellung auf dem Schachbrett auslöst. Ich denke da mehr an Partien im mittleren Vereinsbereich, wo die Fehlerlastigkeit viel öfters auftritt und mögliche Wendungen am Brett weitaus wahrscheinlicher werden als das in höheren Spitzenturnieren der Fall ist. Nichtsdestotrotz ist das selbst in diesen Sphären keine so seltene Angelegenheit.

Zum Schachcomputer, der auf der 2000 Elo +/- spielt sei kurz zu erwähnen, dass seine Bewertung der Position in der Regel zuverlässiger ist als die des menschlichen Spielers auf ähnlichem Niveau. Ist dem einfachen Umstand geschuldet, das jener im rein rechnerischen Sinne seine Kalkulationen im Suchbaum verfolgt. Ein direktes „Verrechnen“ ist ihm innerhalb seines Horizonts nicht möglich, wodurch sein Zugfavorit zwar suboptimale Aspekte im weitläufig strategischen Ansatz aufweisen mag, eine taktische Falle auf soundso viel x-Halbzüge jedoch nicht übersieht.

Als Beispiel: (+/- 3.74) bedeutet, das die weiße Stellung deutlichen Vorteil erspielt hat. Umgekehrt bedeutet (-/+ 3.74), das die weiße Stellung am Brett sich deutlich im Nachteil befindet. Es wird nach Centi-Bauerneinheiten im Grobraster gerechnet. Der ebengenannte Fall entspräche somit dem Wert von knapp vier Bauern oder einer Läufereinheit. Allerdings werden auch Stellungskriterien und weitere Aspekte differenziert mit einbezogen, so dass nicht ausschließlich ein materalistisches Bild den Ausschlag in der Bewertung erzielt. Der Wert der Kompensation, also einer Stellung auf dem Brett bei der die eigene oder die Gegenseite starke Spielinitiative aufweist, hat als Kriterium in der Bewertung häufig ein wesentliches Gewicht.

Kann das vorliegende Bewertungssystem theoretisch eine Illusion sein? Worauf ich hinaus will, in der Theorie weniger, weil hier bei starken Engines nur Nuancen unterscheiden und die Bewertung dadurch nie allgemeingültig unsinnig sein kann. Wenn ich eine Stellung, die mit (-/+ 7.12) gewertet wird, ich als Weißspieler zu meinem Nachteil, gegen die Engine Stockfish spiele, so ist das objektiv eine verlorene Partie und die von der Engine errechneten Bewertungsalgorithmen werden absolut recht behalten. Spiele ich dieselbe Partie gegen einen Menschen, selbst wenn er etwas stärker spielt, ist es nicht zwingend mit dem Verlust eines Spiels gleichzusetzen, wenn der Gegner in verworrener Stellung, mit nicht zu großem Materialunterschied, den Gewinnweg nicht findet beziehungsweise den definitiven Vorteil seiner Stellung nicht zu nutzen weiß, sei es aus Zeitnotgründen oder eben anderen, teils recht trivialen Gründen.

Es ist nur eine aufgestellte These, klar. Aber den erwähnten Effekt habe ich bereits selbst so erlebt. Eine verlorene Partie in der Praxis bleibt es nicht unbedingt als eine solche, wenn auch unbestreitbar in der Theorie. Die von der Computer-Engine nachträglich durchgeführte Analyse stellt ein ultimatives Werkzeug dar um Wendepunkte, Variantenalternativen und Fehler in Schachpartien zu entdecken. Wodurch in der Spielpraxis die rechnerische Ist-Situation mit dem tatsächlichen Verlauf natürlich weit auseinanderklaffen kann.

Die Summe aller rechnerischen Prozesse stellt den einen, nahezu unveränderlichen Wert in den Raum. Das der häufig theoretisch bleibt, beweist oft die Praxis, wo Partien völlig unerwartete Wendungen nehmen, weil das Potenzial einer Stellung in jener Momentaufnahme nicht genutzt wird. Womit gewonnene Stellungen es als solche zwar bleiben, aber in der praktischen Umsetzung schnell ins Remis verflachen können und im schlechtesten Fall in eine Niederlage münden. Die Engine-Analyse ist als Endprodukt durchaus eine objektive Abbildung, die als Zahl ausgedrückt, fast nur ein mathematisches Ergebnis zulässt. Allerdings in Turnieren menschlicher Spieler wenig entscheidend, weil die pure Rechenleistung hier eindeutig als Vorteil für die Maschine punktet.

DOS-PC-Schach – Wittington´s Complete Chess System

ist ein von Chris Wittington im Jahr 1992 geschriebenes Programm, welches weitere, intelligente Algorithmen angewendet hat.

Es verwendet nicht nur die Methode der Shannon-A-B-Strategie (die aus einer Kombination von reiner Rechenleistung+selektiver Auswahl an Knotenpunkten im Suchbaum besteht), sondern bringt darüber hinaus weitaus mehr an Stellungsverständnis mit ein, welche die Kriterien für die Suche betreffen.

Nur den „Königsangriff“ als isoliertes Beispiel heraus genommen, denn es gibt unzählige Faktoren, welche durch die Bewertung der Programme beeinflusst werden, so ist das lediglich ein Aspekt worin das CCS innovativer als andere Software seiner Zeit agiert hat. Gerade dieser damals fortschrittliche Ansatz, ließ die Software strategisch interessant, gefährlich und unberechenbar spielen.

Das musste selbst der „Mephisto Berlin 68000“ zur Kenntnis nehmen, der, wie uns bereits bekannt ist, in seiner Klasse eines der besten und selektivsten Programme jener Epoche der Schachprogrammierung implementiert bekam.

Das letztlich nicht so ungewöhnliche Resultat jener Computerpartie: Mephisto Berlin 68000 vs Complete Chess System (0-1)

Beim LCT II-Test erreichte das „CCS“ dato 1992 auf einem Pentium 200 PC exakt 2160 Elo. Rechnet man es um, entsprach dies weitestgehend 2000 SSDF Elo ( respektive ~1850 DWZ) verglichen mit den Schachcomputern, die einst vor 30 Jahren zur Verfügung standen.

Es spielte extrem unorthodox, fast an den Schachstil erinnernd, der nicht selten Menschen zu eigen ist. Für den Vereinsspieler ist diese Software selbst heute noch, jedenfalls zu Trainingszwecken, eine spielerische Auseinandersetzung wert.

Voraussetzung ist nicht zwingend eine alte PC-Umgebung, die auf DOS 6.22 läuft. Die DOSBOX 0.74 erfüllt die Bedingungen genauso. Es ist also ausreichend, die .exe Ausführungsdatei in einen lokalen Ordner auf der Festplatte ihres Windows-OS zu laden und eben jenen mit der DOSBOX zu verknüpfen. In dieser simulierten und startfähigen DOS-Umgebung kann das Programm dann unproblematisch angewendet werden.

Technische Möglichkeiten mit den damaligen Modulen

Das PC-MODUL, das sowohl in den Mephisto Brettern Modular, Exclusive und München verwendbar ist, lässt zwar keine automatische Figurenerkennung zu, kommt dem aber in der Praxis fast nahe. Software, wie die Genius 3-5 Programme lassen eine unkomplizierte Partieeingabe sowie Parteispeicherung zu. Das ermöglicht eine einfache Figurenaufstellung am elektronischen Brett. Das Weiterspielen eines bereits abgespeicherten Spiels wird dadurch gleichermaßen vereinfacht.

Das parallele PC-MODUL von Mephisto wird also per LPT-Kabel mit dem PC verbunden, der Netzschalter, z.B. am Modular-Board auf „ON“ gesetzt und die Genius-Software gestartet. Über das „OPTIONS“ Menü wird „Kasparov AutoBoard“ ausgewählt und die folgende Abfrage mit „LPT1“ bestätigt, falls auch pysikalisch diese Schnittstelle verwendet wird. Die in Folge gespielte Partie kann an jedem beliebigen Punkt gespeichert werden, was über „FILE“ und „Save Game + All Settings“ geschieht. Wird das Spiel in mehreren Abschnitten fortgesetzt und wiederholt gespeichert, folgt die Abfrage „FILE EXISTS. OVERWRITE?“ Was nur dann mit OK quittiert wird, wenn die aktuelle Position die vorherige schlicht überschreiben soll.

Früher ist es bei vielen Schachcomputern keine Seltenheit gewesen, jede Stellung per Tastaturmenü aufwendig einzugeben, wenn diese verlorenging oder zwecks Analyse dem Computer mitgeteilt werden musste. Bei den einen Modellen war das einfacher, bei anderen teils auch komplex und zeitintensiv. Ausnahmen bildeten nur jene Module und Bretter, die sowohl hard-/wie software-technisch eine automatische Figurenerkennung zuließen. Damals waren das die Mephisto Bavaria Bretter im Zusammenspiel mit den neuesten Modulgenerationen wie auch das Smartboard der Firma TASC und deren separate Recheneinheit.

Zurück zum GENIUS-Programm und PC-MODUL. Nach Abspeicherung der Partie oder des jeweiligen Spielabschnitts wurde die Verbindung des Moduls über „OPTIONS“ und einen Klick auf das Untermenü „Kasparov AutoBoard“ wieder softwareseits getrennt. Das Praktische daran ist, das Games gleichermaßen wie neu eingegebene und gespeicherte Stellungen zu Analysezwecken bei Aktivierung wieder unmittelbar auf das PC-MODUL und das damit verbundene Brett übertragen werden. Wie in Abschnitt 2 erwähnt, kann über „OPTIONS“ das Modul erneut eingehängt werden. Anschließend wird der gespeicherte Inhalt per „FILE“ und „Load Game“ aufgerufen und auf die LED-Ausgabe des Boards übermittelt.

Ich will damit nicht andeuten, dass dadurch die komfortable Figurenerkennung wie das bei modernen DGT´s der Fall ist, obsolet wird. Ganz im Gegenteil, das bleibt natürlich immer noch ein erheblicher Unterschied. Es sollte vielmehr dargestellt werden, dass das PC-MODUL in seiner Funktion als Relikt einer älteren Ära, durchaus mit interessanten Möglichkeiten aufwartet. Zudem soll es eine Art kleine Anleitung für diejenigen sein, denen dieser Teilaspekt eher unbekannt war.

Emulation ersetzt Hardware – teils

… oder doch nicht wirklich ganz? Allein deswegen, weil das Teil immerhin physisch fehlt. Das ist eine reine Ansichtsfrage, denn die EMU am Computer ist natürlich auf eine 2D-Ansicht beschränkt. Außer man verwendet eine externe Brettlösung, die nebenbei bemerkt durchaus machbar ist. Ersetzen ist also relativ. Hier sollen mehr die entwicklungstechnischen Möglichkeiten im Vordergrund stehen und diskutiert werden.

Der Einsatz von Software, die es uns heute ermöglicht, Geräte identisch abzubilden, schafft eine Palette neuer Anwendungsformen, die sich sogar mit zusätzlich zu verbindender Hardware ergänzen lässt.
Dank der MESS Emulationen ist es jetzt jederzeit möglich, gegen alte Schachcomputer zu spielen, weil die gesamte Hardwarestruktur abgebildet werden kann und unabhängig von der lokalen CPU arbeitet. Was nichts anderes heißt, dass die hardware-bezogenen Werte des emulierten Computers gespiegelt werden. Die Optik wird in der Regel dem Original ähnlich gestaltet. Selbst die Eingabefunktionen im herkömmlichen Sinne sind im Prinzip identisch, so das ein hohes Maß an Realitätsnähe gegeben ist.

Wer jetzt die Schachcomputerszene seit Ende der Siebziger Jahre kennt, wird um die technischen Möglichkeiten wissen.
Das fängt damit an, das ich gegen ein uraltes Tastaturgerät wie den Mephisto I (Elo 1252) auf Softwareebene Partien spielen kann. Da die Datenbank an emulierten Schachcomputern allerdings weit mehr als 100 Geräte umfasst, sind hier wenig Grenzen gesetzt, weil diese nicht nur ständig erweitert wird, sondern auch den Großteil vieler Klassiker einschließt und es nur wenig Modelle sind, die technisch derzeit nicht nachgebildet werden können.

So bleibt das Anwendungsgebiet absolut individuell. Magnetsensorcomputer wie der Mephisto Modular II (Elo 1674), Drucksensorgeräte wie der Mephisto Berlin 68000 (Elo 2015) können gleichermaßen softwaretechnisch eingesetzt werden, ebenso auch der legendäre TASC R30 (Elo 2256) des niederländischen Herstellers, welcher einer der ersten Schachcomputer mit automatischer Figurenerkennung war.

Was jedoch die Emulationen zu etwas Besonderem macht, ist die zusätzlich programmierte Winboard-Schnittstelle, die jeden einzelnen Computer als Engine laufen lassen kann. Wodurch vor allem zweierlei Dinge verwirklicht werden. Automatisierte Turniere, sprich die Durchführung von Matches zwischen Schachcomputern zum einen. Darüber hinaus aber auch direkte Games zwischen Mensch-Computer unter der bekannten Arena-Benutzeroberfläche. Und genau jene ermöglicht uns unter anderem den Einsatz eines externen elektronischen Schachbrettes.

  • DGT USB/Bluetooth Board
  • NOVAG Citrine Board
  • RS232 Chess-Board

Letzterer Punkt stellt eine massive Erweiterung dar. Denn zum ersten Mal in der Geschichte, ist es möglich geworden, gegen alte Technik, welche grundsätzlich inkompatibel zu den nachfolgenden Entwicklungen war, softwaretechnisch auf neue IT-Struktur aufzusetzen und in der Funktion sogar zu erweitern. Die Übertragung eines Spiels auf die obengenannten Bretter ist durch die Software-GUI ´s sowie die programmierten WB-Schnittstellen ein weiterer integraler Bestandteil geworden. Ganz abgesehen von der absolut aufwendigen Programmierarbeit, die zur Entwicklung der unzähligen Emulationen als Fundament nötig gewesen ist.

ELO und DWZ – Zahlenwerte und Aussagekraft

ELO versus DWZ:

Die aufgeführten Elowerte sind immer relativ. Es spielen einfach stets unzählige Faktoren mit rein, gleichermaßen wie bei der DWZ (Deutsche Wertungszahl). Die Wertungszahl wird nur über eine andere Formeleinheit berechnet, die andere Parameter verwendet. Wodurch nur Annäherungen erreicht werden und im spekulativen Bereich verbleiben.

Die SSDF-Elo wurde im Jahr 2000 für die Bewertung von Schachcomputern und Schachsoftware pauschal um 100 Elo abgesenkt. Vermutlich um nicht zu letzt der Eloinflation entgegen zu wirken. Die enorme Leistungsfähigkeit der Workstations haben die Engines an Spielstärke rasant wachsen lassen und in hohem Tempo eine Differenz erzeugt im Verhältnis zu den Schachcomputern aus den frühen Zeiten. Turniere, die so in Direktvergleichen gespielt wurden, führten dadurch zunehmend zu verzerrten Ergebnissen. Vor allem dann, als die Unterschiede nicht mehr nur lediglich marginal zu bewerten waren. Der Sprung zu Multi-Core-CPU´s auf denen moderne Software zum Einsatz kam, war auf herkömmlichen Schachcomputern nicht mehr machbar.

Inwieweit die Absenkung um 100 Elo den Gegebenheiten Rechnung trägt sei dahingestellt. Ich würde eher individuell abwägen, je nach Gerät und Programm. Also inwiefern die Listenangaben der SSDF von 1992 oder jener von 2000 zutreffen. Was natürlich zuletzt auch davon abhängt wie gut man mit dem Schachcomputer oder der jeweiligen Software vertraut ist. Die Angabewerte ohne jeglichen Praxisabgleich vorzunehmen macht wenig Sinn, weil nur viele ausgespielte Partien einen Überblick verschaffen können. Ich halte das für plausibler, weil bei Spielen zwischen Mensch und Maschine, die Fehler Letzterer in bestimmten Stellungen wiederholt vorkommen können.

Einfach formuliert: ich spiele eine Partie wieder und wieder, gewinne irgendwann in diesem oder jenem Stellungstyp und denke, somit gegen den Computer an Spielstärke zugelegt zu haben. Und hierin liegt der grundlegende Irrtum. Denn in Turnierpartien gegen menschliche Gegnerschaft ist dieses Vorgehen in einem solchen Sinne nicht möglich. Da braucht es viele zeitversetzte Anläufe um eine nahezu identische Position in irgendeinem Eröffnungssystem zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf das Brett zu bekommen, wenn überhaupt jemals.

Das verringert nicht die Spielfähigkeiten des Programms, weil es aufgrund seiner Suchbaumstrategien so oder so eingegrenzt agiert. Feste Konzepte kann es nicht entwickeln, denn die Software ist aus der Eröffnungstheorie heraus begrenzt. Wir suchen dagegen nach alternativen Wegen auch an Stellen wo es der Horizont eines alten Programms nicht zuließ. Was daran lag, dass eine direkte Lernfähigkeit selten gegeben war. In Ausnahmefällen wurde das in limitierter Form einprogrammiert. Ich spreche mehr von früher, da waren die elektronischen Speicherchips noch gering dimensioniert.

Allerdings muss gleichzeitig erwähnt werden, dass das Schachprogramm einen wesentlichen Vorteil dadurch erreicht, weil es keinem physischen Verschleiß unterliegt und sein Spiel unbeeindruckt fortsetzt. Und exakt diese einfache Komponente ist die Stärke der Maschine. Während zudem nicht wirklich triviale Fehler passieren, weil bis zu einem gewissen Level der Computer solche fast gänzlich ausschließen kann, ist die Gefahr bei menschlichen Spielern dagegen weitaus größer, nach einer Serie starker Züge einen Blackout zu produzieren, der die Partie verliert.

Viel schwieriger wird es noch die DWZ eines Schachcomputers zu ermitteln, denn die weicht von der schwedischen ELO in aller Regel ab, mal mehr, mal weniger. Das hat damit zu tun, dass die alten Brettgeräte seit ihrem Erscheinen nur in kleinerer Anzahl Partien gegen menschliche Gegner gespielt haben, womit zu wenig ausgewertete Turniere vorliegen. Diese Vergleiche wurden über einen Zeitraum von 10 Jahren in Spanien verstärkt durchgeführt. Auch damals von der schwedischen SSDF und einigen starken Spielern in Communities. Nicht zu vergessen, die Zeit um 1990 herum, als es den damals stärksten Entwicklungen gelang, gegen Bundesligaspieler top abzuschneiden.

Trotzdem bleibt es natürlich schwierig, irgendwelche Konstanten zu finden, die eine konkrete Einordnung ermöglichen. Um das zu erreichen müssten konventionelle Schachcomputer in Vereinsligen über Jahre mitspielen. Wird oder wurde aber nicht gemacht, wodurch eine große Bandbreite an Ergebnissen nicht vorhanden ist.

Was die Schachcomputer von einst, also vor allem die Entwicklungen bis Mitte, Ende der Neunziger angeht, so halte ich die neuen SSDF -Werte nach einiger Überlegung daher für etwas zutreffender, sonst würde sich der Kreis im Verhältnis zu den Programmen, die danach folgten nicht wirklich schließen. Es war nicht nur die neu entwickelte Software, die Maßstäbe setzte, das keineswegs allein. Aber Mehrkernprozessoren, 64-bit und Gigabyte an Speichergrößen im RAM wie im Programmbereich schafften einfach eine beträchtliche Ressourcenpower. Eine andere Liga, nur von der Hardware aus betrachtet. Jahrzehnte zuvor ist die Begrenzung der Speicherkapazität in EPROM und RAM-Bausteinen schlicht das eigentliche Problem gewesen.

Zurück zum Gedanken der Vergleichbarkeit von ELO vs DWZ:

Über der Marke von 2100 Elo ist mehr und mehr Angleichung vorhanden, weil Spieler dieser Klasse deutlich mehr Turniere spielen, die beide der o.g. Maßeinheiten berücksichtigen.

Als Faustregel gilt: aber nur begrenzt, weil diese nur relativ anwendbar ist – ELO – 520 * 1,25 = DWZ (stellt schlicht eine Richtwertformel dar)

Beispiel: Schachsoftware Genius 3 (2311 Elo (486/ 50-66Mhz) aus dem Jahr 1996.

In diesem Fall würde die Berechnung lauten: 2311 – 520 * 1,25 = 2238 DWZ

Spekulativ? Ja sicher. In der Praxis hängt es halt von vielen Faktoren ab.

Kennt ein Spieler die Software und deren Spielweise, so reduziert sich deren Wert in gewissem Sinne individuell. Umgekehrt ist es natürlich auch denkbar. Ein starker menschlicher Spieler, der nie gegen Computer Matches bestreitet, wird sich definitiv schwerer tun und ggf. den sogenannten Umkehreffekt auslösen. Nicht zuletzt wird alles auch eine Frage der individuellen Motivation bleiben.

Ein weiteres Beispiel: Mephisto Atlanta (2084 Elo/ SH7034 Risc-CPU) Jahr 1997.

Die Berechnung lautet auch hier: 2084 – 520 * 1,25 = 1955 DWZ

In den AEGON Turnieren vor über 20 Jahren (Man-Machine, Niederlande) ist das Ding wirklich cool im Rennen gelegen. Aus damaliger Sicht sogar unterbewertet. Die Gegner waren bis zu über 2300 Elo stark und der Computer (dato noch mit 2185 Elo bewertet) holte sich einen Score von 50%. Zu jener Zeit ein erstaunliches Ergebnis. Inzwischen sieht das etwas anders aus. Computer werden mit leistungsstarken Engines zur Analyse von Partien eingesetzt. Zudem hat sich die Theorie in einem erheblichen Maß weiterentwickelt.

Sogenannte Anti-Strategien, die sich bereits vor 30 Jahren entwickelten, machten es den Mikroschachcomputern um einiges schwerer. Zumeist waren es Anti-Theorie-Züge, die während der Eröffnung den Computer aus seiner Bibliothek reißen sollten oder Varianten, die dem Gerät noch unbekannt waren. Gleichermaßen auch ermittelte Schwachstellen, die gezielt genutzt werden konnten um das Programm auszutricksen.

Mit den jetzt aktuellen Topengines ist dieses Vorgehen auf jenem Niveau nahezu unmöglich. Tablebases beherrschen Endspiele in Verbindung mit großen Datenbanken bis zu 7 Steinen perfekt. Diese profitieren von riesigen Powerbooks, welche die bekannte Eröffnungstheorie in stetiger Aktualisierung gespeichert haben, auch durch den Online-Zugriff. Die Zeiten haben sich eben geändert. Arbeitet die Engine zusätzlich mit KI-Implementierungen, lernt diese selbst und agiert zusehends fehlerloser.

Noch ein Beispiel zuletzt: Mephisto Berlin (2015 Elo /Motorola 68000) von 1992.

Wendet man die Formel an, ergibt sich: 2015 – 520 * 1,25 = 1869 DWZ

Der Gedanke ist nur die Wahrscheinlichkeitsrechnung, der in dieser Formel verankert ist. Zum Teil kombiniert mit Erfahrungswerten, die diese Annäherung ergeben.

Der Mephisto Berlin 68000 spielt sehr solide von der Eröffnung bis hin zum Endspiel. Das macht ihn vom Stil menschlicher. Das Programm ist wissensbasiert und selektiver. Seine Anfälligkeiten liegen in taktischen Situationen, seine Stärken im positionellen Spiel. Ganz im Gegensatz zum Mephisto Atlanta, der taktische Verwicklungen bevorzugt und super aktives Schach spielt.

Für Vereinsspieler ist der Atlanta vermutlich das größere Problem. Denn taktisch ist er kaum zu überrollen und auch im Endspiel nicht unbedingt zu unterschätzen. Konkretes Wissen zu Bauernstrukturen ist vorhanden. Vor allem sind es aber seine Rechenfähigkeiten einschließlich der integrierten Hashtables, die ihm weitgehend solide Abwicklungen ermöglichen.

Eine Eichung auf feststehende Elo oder gar DWZ-Werte ist nicht möglich. Für eine grobe Einschätzung sollte die Abhandlung jedoch ein gewisser Richtwert sein.

In der Realität, wenn in vereinzelten Partien, Mensch und Schachcomputer aufeinandertreffen, entsteht überwiegend eine mehr oder minder kleine Abweichung. Je nach Spielertyp und Software-Algorithmus liegt diese bei locker +/- 50 DWZ . Wahrscheinlich teils sogar mehr.