Sargon V
Anno 1980 war es der Sargon ARB 2.5 von „Chafitz/Applied Concepts“. Jenes erste Auto-Response-Board, das mit Magnet-Sensor-Technik in Turniergröße auf den Markt kam. Allerdings extrem teuer. Insoweit ich mich erinnere lag dieser damals umgerechnet bei ca. 2.998 DM. Dürfte eher die Preislage gewesen sein, die nur wenige wirklich bereit waren zu investieren.
Programmiert wurde der Sargon 2.5 jedoch bereits von Dan & Kate Spracklen. Bekannt wurde er auch durch das MGS-System von Chafitz, das als preisgünstigere Variante jene Software integriert hatte. Die war sogar schon ab Ende 1979 auf dem Markt.
Mit einem 6502-Prozessor (2 Mhz) versehen und betrachtet das es die Anfangszeit in der Entwicklung kommerzieller Schachcomputer war, galt er zudem als spielstarkes Gerät. Seine Bibliothek konnte sich mit 800 Halbzügen Theorie in jener Ära zwar sehen lassen, aber 1-2 Jahre danach hatte manche Entwicklung bereits ihre Halbwertszeit erreicht.
Die Bedenkzeit des Gegners (Pondern) verwendete Sargon 2.5 bereits dafür an seiner nächsten Zugantwort zu arbeiten. Heute alles unspektakulär, aber es waren die frühen Jahre. Selbst bis heute ist diese Programmfunktion nicht immer zu finden.
Spielstärke: jetzt gelistet mit 1371 Elo im Vergleich mit anderen Computern. Lange Zeit wurde er mit 1500 Elo gewertet und ich denke, im Spiel gegen Menschen, war es ein durchaus realistischer Wert. Während hingegen aus dem beiliegenden Prospekt jene plakativ beworbenen Elo 1800 nicht machbar waren. Soweit war es einst noch nicht.
Diese Zahlen bewegten sich im Großrechnerbereich, wo sogar Werte über der magischen 2000er Grenze einige Jahre zuvor erreicht wurden.
Bei Verwendung langer Bedenkzeit-Stufen, wo Sargon 2.5, 1-4 Stunden am Zug rechnete, dürften aber 1600 Elo sehr wohl greifbar gewesen sein.
Das Programmmodul war auswechselbar. Und so kamen später noch weitere Versionen auf den Markt, auch technisch getunte Module, die aufgrund ihrer höheren Taktfrequenz eine entsprechend stärkere Spielleistung ermöglichten. Die Version 4.0 kam exakt vier Jahre später und erreichte tatsächliche 1700 Elopunkte.
Was für das Programm sprach ist die Umsetzung auf alter, fast baugleicher Hardware. Lediglich 16 KB ROM wurden verwendet. Denn die Eröffnungsbibliothek umfasste jetzt über 4.500 Positionen. Der Sargon 4.0 ARB spielt taktisch stark und extrem offensiv.
Zeigt in positionellen Aspekten aber auch Schwächen, die nicht zwingend mit 16-20 Mhz aufgerüsteten Platinen wirklich ausgemerzt werden können.
Was die Programme der Spracklen´s allerdings erst so interessant machte, war deren unberechenbare Taktik. Als „Dschungelschach“ wurde es bezeichnet, weil es einen eher wilden Spielstil repräsentierte, der in jedem Fall gewöhnungsbedürftig war.
Die modifizierte Version V, die es ausschließlich nur noch als Software für DOS gab, kam mit einer etwas anderen Grafik-Oberfläche auf den Markt. Die Spielstärke konnte nicht mit den neuesten Entwicklungen im direkten Sinne konkurrieren. Was aber Sargon V nicht seinen Charme genommen hat. Partien gegen Schachcomputer der Neunziger zeigen, dass diese Softwareentwicklung aus dem Jahr 1991 durchaus Biss hatte und bis zu einem gewissen Level mithalten konnte.
Der „Berlin 68000„, der wie wir wissen, im Gegensatz zu Sargon V sehr positionell sein Spiel forciert, tat sich gegen die Version 5 nicht unbedingt leicht und wickelte deshalb in einem umkämpften Mittelspiel seinen Turm im Tausch gegen Sargon´s gefährlichen Läufer ab.
Ergebnis:
Mephisto Berlin 68000 (2015 Elo) – MS-DOS- Programm Sargon V (0,5 : 0,5)
Remisstellung nach 3-facher Stellungswiederholung.
In einer weiteren Partie gegen den Mephisto Atlanta wurde es für unser DOS-Programm deutlich schwieriger. Im Endspiel stand der Atlanta mit zwei Mehrbauern dann definitiv auf Gewinn und nahm folgerichtig auch den vollen Punkt mit. Seine bessere Verwertung der Chancen ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass er in taktischen Scharmützeln besser aufgestellt ist als das Programm von Richard Lang.
Ergebnis:
Mephisto Atlanta (2090 Elo) – MS-DOS-Programm Sargon V (1 : 0)
Abschließend zu Sargon V:
gemessen auf einem IBM 486DX 33Mhz erreicht dieses Programm eine Spielstärke von um die 2000 Elo (einer niederländischen Liste zufolge).
Bei mir selbst lief es im Test auf einem Pentium MMX 200, wo es gewiss 2050 Elo erreicht, berücksichtigt man die gespielten Partien gegen starke Schachcomputer. Ob es auf einem Pentium III 667Mhz von mir die 2100 Elomarke durchbricht, ist völlig offen.
Dafür fehlen mir Testpartien, wodurch eine solche Annahme rein hypothetisch wäre und nur durch eine Anzahl an Games verifiziert werden könnte.
Wird Sargon V in der DOSBOX ausgeführt, so kann die Hardware entsprechend auf einen IBM 386SX 25Mhz, DX 40Mhz, 486SX 33Mhz in den Konfigurations-Einstellungen skaliert werden. Ebenso im gleichen Zuge auf einen IBM 486 DX2 66 oder einen Pentium 90.
Die Spielstärke lässt sich so stufenweise nach unten wie oben regulieren. Schwankungen von +/- 50 oder gar über 100 Elopunkten sind da jederzeit drin. Erreicht aber ihre oberen Grenzwerte durch die Programmroutinen, die alleine durch die deutliche Erhöhung der Taktfrequenz, meinetwegen auch infolge der verbesserten Architektur höherwertiger Intelprozessoren, nicht mehr unbedingt verbesserungsfähig waren und sind.