Zur Abwechslung habe ich im Datenarchiv noch eine Partie entdeckt, die ich vor langer Zeit gegen den Milano Pro von Mephisto gespielt hatte.
Die Züge sind in Kurzform-Notation geschrieben. Zeitlich habe ich das Gerät nach unten gesetzt, sprich auf die 2. Blitzschachstufe.
Auf diesem Level entspricht das für den Computer noch einer Elo von 1730, berücksichtigt man die stark eingeschränkte Bedenkzeit. Als Faustregel gilt die 60 Elo Abstufung pro halbierter Zugzeit für den Computer.
Da ich selbst mir eine längere Zeit/pro Zug gegönnt habe, sei dies fairerweise erwähnt. Unter Turnierbedingungen ist mir das Gerät zu spielstark. Immerhin entspricht es in der Einordnung seiner Klasse einem starken Vereinsspieler.
Die Einstellung am Milano Pro Laptop war auf PS:0 gestellt, also mit deaktivierter Energiesparstufe.
Die Turnierbibliothek an. Der Spielmodus kann auch zwischen „selektiv“ und „brute force“ gewählt werden.
So blieb es bei letzterem, weil am Effektivsten.
Ich gegen Mephisto Milano Pro (1976 SSDF Elo)
Level: 0:10 sec./Zug
Ergebnis: ½-½
Jahr: 2012
1.e4 c6 2.d4 d5 3.e5 Lf5 4.Ld3 Lxd3 5.Dxd3 e6 6.Sf3 c5 7.c3
Letzter Buchzug
c4
Raumgewinn für Schwarz
8.Dc2 Le7 9.O-O Da5 10.Lf4 Sd7 11.Sbd2 Tc8 12.Tfb1 Td8
[12…Ld8 13.Tc1 +=]
13.a4
[13.b3 Sb6 +/-]
Variante: wenn danach auf c4 getauscht wird, ist der Vorteil der freien b-Linie vordergründig für die Türme zu sehen.
13…Dc7 14.g4
[14.b3 cxb3 15.Txb3 Lf8 +/-]
Variante: auch hier wird die freie b-Line für die Türme erreicht. Ich zögerte wegen des hängenbleibenden Bauers auf c3, welcher nach Turm c8 einem starken Druck ausgesetzt wäre. Die Position wäre jedoch prinzipiell gut zu verteidigen, zumal der Gegendruck auf b7 für Schwarz unangenehm ist. Stattdessen kam g4 von meiner Seite.
14…h5 += 15.g5
Als logische Folge, weil ich keine schwarze freie Turmlinie gebrauchen kann.
Sf8 16.Sh4
Jetzt hängt g5-g6 in der Luft.
Sh7
Schwarz droht Materialgewinn:
Sh7xg5
17.Sdf3 Sf8 18.g6
[18.b3!?
Wäre auch jetzt noch eine Alternative.
Td7 19.Le3 +=]
18…Lxh4 = 19.Sxh4 Tb8 20.gxf7+ Dxf7 21.Lg5 Se7 22.Tf1 Sc6
[22…Sfg6!? =]
Ist zu beachten. Hätte den schwarzen Königsflügel entschärft.
23.f4 +=
Schwarz hat einen neuen rückständigen Bauern: g7
Sh7 24.Dg6
Die Dame auf g6 war kein Fauxpas, aber auch nicht die optimale Wahl.
[24.Dg2!? +=]
Sieht gut aus. Die Wahl für Schwarz wäre dann g6. Unterstützt den Bauer auf h5 und unterbindet eine gefährliche weiße Dame im Falle Springer-Läufer Abtausches.
24…O-O = 25.Dxf7+ Txf7 26.Sg6 Sf8
[26…Te8 27.a5 =+]
27.Sxf8
[27.f5
f5 wäre eines meiner Ziele gewesen. Die folgende Variante hatte ich nicht entdeckt.
Sxg6 28.fxg6 Tc7 +=]
O.k. dadurch wäre die f-Linie für die Türme geöffnet worden. Die Position von Weiß wäre dann wohl die Bessere, aber noch nicht gewonnen.
27…Tbxf8 28.Tf2 a6 29.a5 Tf5
Dadurch war der Turm auf a1 zeitweise gefesselt. In diesem Moment gefiel mir die Stellung nicht so gut.
30.h4
Der Läufer auf g5 wird zum Statisten, doch hält er die f-Linie geschlossen.
Kf7 31.Kf1 Ke8 32.Ke2 T5f7 33.Ke3
Hier hat sich die Stellung auf beiden Seiten nahezu festgebissen.
Kd7 34.Ke2 Ke8 35.Ke3
Stellungswiederholung
Th8 36.Ke2 Thf8
Also die Punkteteilung und Remis.
Ich hatte die Partie mit Kommentaren versehen. Schlicht aus eigenem Gutdünken heraus. Es ist jederzeit möglich, die Züge einschließlich der Texte zu kopieren und diese in die GUI von Chessbase einzufügen.
Einfach den Tastaturbefehl „Strg+V“ in das aktive Fenster des 2-D-Brett setzen und die Partie ist im Programm notiert. Kann bei Bedarf dann abgespeichert werden.
Eine Fehler-/und Stärken-Analyse ist somit jederzeit möglich und zwar in allen Stellungsbereichen.
Auf modernen Software-Plattformen stehen unzählige sogenannte Engine-Programme zur Auswahl. Oftmals auch solche die nicht-kommerziell dort installiert und verwendet werden können. Diese sind für die Nachbearbeitung von Partien perfekt geeignet.
Landläufig ist derzeit Stockfish 14 die Analyseengine der Wahl, denn mithilfe der NNUE-Technologie ist sie im Bereich der KI-Software angekommen und steht dem freien Projekt Leela Lc0 spielerisch definitiv nicht nach, wenngleich sich der Fortschritt beider Engine-Konzepte in unterschiedlichen Architekturen äußert.
Die Stockfish-Entwicklungen ermöglichen den Zugriff über die CPU des Rechners. Während hingegen Leela eine GPU, also einen seperaten Grafikprozessor einfordert. Mehr oder weniger, denn die Rechenprozesse sind auf einer konventionellen CPU schlicht zu langsam um Effektivität zu erzeugen.
Das NNUE-Konzept ist ein neuronales Schichtenmodell, das lernfähig ist und ständig upgedated werden kann.
Es wird in die Software integriert und gibt der Bewertungsfunktion mehr Intelligenz.
Leela Zero funktioniert dagegen anhand des Lernens von unzähligen Millionen von Partien, ist unglaublich rechenintensiv und basiert auf dem System von Google´s berühmt gewordenen Projekt Alpha Zero.