231 Computer/Engine Partien
Schachsoftware: Shredder Classic 4
Schnittstelle: MESS Emulation integriert
Modus: Blitz 15min. (+15sec./Bonus)
Ziel: Ermittlung Elo-Performance
Um ein genaueres Ergebnis zu erreichen habe ich einen Durchlauf von 231 Partien gestartet. Hier habe ich noch ein paar weitere Kandidaten ins Rennen geschickt. Was den Turnierablauf erheblich interessanter machte. Ganz oben punkteten wie erwartet die Engines aus dem Vorturnier. Die AICE 0.99.2 erreichte exakt eine 2338 Elo-Performance und bestätigte ihren Elo-Wert mit einer perfekten Punktlandung. Damit hatte diese sich den 2. Platz in der Tabelle hinter dem Sieger CT800 V1.41 64-bit (Platz 1, 2470 Elo Performance) gesichert.
Unter den Schachcomputern ist es erneut der Mephisto Berlin Pro 68020 gewesen, der sich mit dem insgesamt 5. Platz an die Spitze setzte und einen Performance-Wert von 2157 Elo errang. Erst der Mephisto Montreux, ein Spitzengerät aus dem Jahr 1995, hatte in der Tabelle eine Platzierung im oberen Mittelfeld und landete auf Platz 10. Sein Performance-Wert von 2088 Elo bestätigte dessen Leistung fast korrekt. Der 12. Platz des Mephisto Genius 68030 mit einer Performance von 2050 Elo wirft hier erneut Fragen auf wie bereits im vorherigen Turnier. Diese Platzierung ist in diesem Umfeld wohl akzeptabel. Die Frage, die vordergründig im Raum steht ist allerdings, warum dieses Gerät gelegentlich hinter dem Berlin Pro zurückbleibt und wie auch hier geschehen, im Direktvergleich seine Partie verliert. Möglich, dass es sich um leicht unterschiedliche Einstellungen in der Software handelt, denn grundsätzlich entstammen beide Versionen dem Genius 2 Programm von Richard Lang, die in das jeweilige Gerät/Modul integriert wurden. Wie gesagt, hier würden ausschließlich weitere Testläufe eine Antwort geben können. Das Remis gegen die Software AICE 0.99.2 ist hingegen das Highlight des Genius 68030 in diesem Turnier, was zeigt, dass die Programme zu Anfang der Neunziger Jahre durchaus hohe Qualitäten hatten. Natürlich auf weit geringerer Hardwareleistung aufgesetzt, aber gerade das macht jene auf dem Parkett moderner Software heute so interessant.
Die legendäre Fidelity Elite Avantgarde V11 belegte den 11. Platz und schnitt mit einem Elo-Performance-Wert von 2050 Elo im Turnier eher unter ihren Möglichkeiten ab. Mit einem Sieg über die drittplatzierte Engine CT800 V1.12 64-bit gelang ihr dieser Erfolg als einziger Schachcomputer im Turnier. Tragischer sind aber mehr die Verluste, vor allem gegen die starken Mephisto Geräte wie auch gegen ihren Vorgänger, die Fidelity Elite Avantgarde V10 (Platz 13, 2006 Elo).
Der Mephisto MM IV mit HG440 Modul, der in dieser Runde seine Leistung treffsicher bestätigte und sich mit 1802 Elo Platz 19 erspielte, remisierte gegen den Novag Scorpio 68000 (Platz 18, 1884 Elo) und besiegte darüber hinaus die Engine Jazz Orchestra 840 (Platz 6, 2134 Elo). Dieses Husarenstück gelang auch dem Novag Super Constellation (Platz 20, 1782 Elo), der sich in diesem Feld erstaunlich geschlagen hat. Denn nebenbei holte er sich ein Remis gegen den Saitek RISC 2500 v1.04, gegen den Mephisto Montreux und im gleichen Zug auch gegen Mephisto MM IV. Eben jenes waren die Überraschungen in diesem Turnier, die es etwas unberechenbar machten.
Der Mephisto Amsterdam, eigentlich mehr Außenseiter, kam auf Platz 17, 1932 Elo Performance und besiegte den Mephisto Montreux. Zudem holte er sich jeweils ein Unentschieden gegen die Software Monarch 1.7 (Platz 7, 2143 Elo Performance) sowie gegen ALChess 1.84 (Platz 9, 2110 Elo Performance). Herausragend bei diesen Resultaten sind die teils oft ungleichen Wendungen, die, würde es sich nicht um Computer handeln, fast an menschliches Turnierschach erinnern könnten. Gerade dieser Aspekt macht diese alten Schachcomputer und die hier vertretene Software immerhin zu noch spielbaren Trainingspartnern.
So weit so gut. Der Mephisto Berlin 68000 landete in etwa im unteren Mittelfeld (Platz 14, 1959 Elo Performance). Zugegeben, gegen BikJump v2.01, Monarch 1.7, AICE 0.99.2 & so manch weitere Konkurrenz aus den Software-Schmieden, fehlte ihm der entscheidende Biss. Daher waren zweifellos dessen stärkste Partien jene gegen den Mephisto Berlin Pro sowie gegen die Software CT800 V1.12 64-bit. In beiden Fällen erreichte er ein Remis. Im letzten Fall sogar als einziger von allen Computern. Dito auch gegen die Fidelity Elite Avantgarde V10, jenen legendären Schachcomputer, der vor Jahrzehnten seine ganz eigene Berühmtheit bekam.
Die Software Napoleon 1.5 auf Platz 4 von Marco Pampaloni punktete extrem stark. Mit einem Performance-Wert von 2263 Elo wurde die Engine im Turnier zum Überraschungsgast. Sie verlor nur gegen die beiden CT800er und ALChess 1.84 im relevanten Sinne. Siegte jedoch gegen AICE 0.99.2, JazzOrchestra 840, alle Mephisto Schachcomputer sowie alle Fidelity Schachcomputer ect. Einfach formuliert könnte man sagen, sie hatte in diesem Turnierfeld schlicht ihren Lauf.
Etwas enttäuscht hat mich hier der Mephisto Modena (Platz 22), der in diesem Turnier die rote Laterne mitnahm. Nicht das er weit unter den Erwartungen gelegen hätte (1742 Elo Performance), das nicht direkt. Es war nur sein Sieg über die Fidelity Elite Avantgarde V10, der Lichtblicke gab. Ansonsten konnte er nur noch gegen den Novag Super Constellation einen Punkt holen. Darüber hinaus zwei Unentschieden sowohl gegen die Software Roce 0.0390 als auch gegen den Mephisto MM IV. Hier möchte ich hinzufügen, dass das Gerät zu spektakulären Momenten fähig ist, wenn es richtig in Fahrt kommt. Zum Beispiel Modena – Napoleon 1.5: Ergebnis Remis – vieles ist also möglich. Aber das war während eines Testlaufs davor, der nicht ausgewertet werden konnte.
Allgemein zu konstatieren bliebe, das Programm von Richard Lang im Mephisto Berlin Pro 68020 spielt gegen eine breite Gegnerschaft das vielleicht solideste Schach unter den Tischgeräten. Denke, es ist grundsätzlich seinen Endspielstärken zuzuschreiben, das es vorteilhafte Stellungen nur selten verspielt. Die Endspieltabellen der gegnerischen Software, die taktisch aufgrund ihrer Rechentiefe zumeist eh im Vorteil lag, minimierten gleichsam das Risiko für Fehlzüge im Endspiel. So gesehen ist und war es ein spannender Vergleich, den ich beizeiten direkt oder so ähnlich wiederholen werde.
Im weiteren Sinne könnte man noch anmerken, dass die CT800 V1.41 (Rasmus Althoff) taktisch hochklassig spielt, dicht gefolgt von AICE 0.99.2 (Anastasios Milikas). Vergleiche ich die hier vorliegenden Ergebnisse mit den Schachcomputern, die teilnahmen, so sind stets Chancen zu erkennen, die ein Remis respektive einen Sieg ermöglichen. Trotzdem, es lässt sich nicht abstreiten, dass das durchaus im oberen Bereich zwei verschiedene Ligen sind.