Ich erwähne das, weil Menschen und Maschinen in den Elo-Werten bekanntlich eine mehr oder weniger große Spreizung aufweisen, denn der Faktor Zeit und die Qualität der Züge stehen unvermeidlich im kausalen Zusammenspiel und diese Theorie ist einerseits verständlich und wirft trotzdem Fragen auf.
Magnus Carlsen, die Nummer 1 in der Schachwelt, hat im Blitzschach aktuell die höchste Wertung. Diese liegt über seinen Aktiv-/und Turnierwerten. Bedeutet das jetzt, Magnus Carlsen spielt im Blitzmodus die genaueren, präziseren Züge als bei längeren Bedenkzeiten? Das ergibt grundsätzlich wenig Sinn und muss somit eher relativiert werden. Die teils hier nahezu spiegelverkehrt wirkenden Elozahlen verzerren die tatsächliche Spielstärke aber nicht im eigentlichen Sinn, sondern definieren letztlich nur die jeweiligen Stärken unter Anwendung von verschiedenen Turnierformaten. Die auf diese Weise rechnerisch erreichten Ergebnisse korrelieren schlicht mit der vorgegebenen Zeit.
Wer diese Logik in Frage stellt, der schaue in die einschlägige CCRL-Blitz-Eloliste, wo die derzeit führenden Computer-Engines aufgelistet sind. Hier schlägt sich ein ähnliches Verhältnis nieder. Grundsätzlich liegt es an der Software selbst, nämlich wie sich deren Schwerpunkte definieren. Um nun die jeweilige Stärke zu ermitteln, bleibt wie in anderen Formaten auch, nur eine hohe Anzahl von Partien gegen andere Programme die Lösung. Das damals noch weniger Schachcomputer im Blitzbereich gut aufspielten war ursächlich teils ungenügenden Eröffnungsbibliotheken geschuldet.
Es ist im Prinzip auch eine philosophische Frage, ob ein Programm, das erst bei Turnierbedenkzeit seine relativ beste Leistung zeigt, zwingend zu bevorzugen ist. Sicher hat es seine eigenen Vorteile und spielt was den Stil anbetrifft, eher anders als ein Programm, das seinen Schwerpunkt im Blitz zementiert. Auf der Zwischenebene liegt das Aktiv-/oder Schnellschach, welches sich zunehmend der Beliebtheit erfreut und auch unter Schachcomputern, unabhängig zur Einstufung im Turnier-/ und Blitzschach seine eigene Disziplin hat. Somit kann die Maximalwertung, je nach Programm auch in diesem Segment erreicht werden. Analog zur Schnellschach-/Blitzschachweltmeisterschaft im Schach allgemein. Vereinfacht ausgedrückt, die Stärken unterliegen nur variierenden Verteilungskurven, insofern wann welche Leistung erreicht wird.
In der Schachcomputer-Szene liegen bereits seit langer Zeit die Turnierlisten vor, in denen die Geräte, abhängig von ihrer Bedenkzeit, nach vielen Testdurchläufen eine Elo-Wertung erhielten. Auswertungen der Spielstärke im Blitzmodus existieren nur begrenzt, nicht bei allen Modellen. Nochmals sei kurz erwähnt, das eine Steigerung der Spielstärke grundsätzlich mit dem Faktor Zeit zusammenhängt. Eine Faustregel spricht von +50/+70 Elo bei jeder Verdoppelung der Bedenkzeit. Die Grenzen werden nach oben enger, so dass die Zunahme in Elo relativer wird, einfach weil die Programm-Algorithmen doch von ihrer Suchbaumstruktur begrenzt sind und früher oder später die Schleifen ins Leere laufen. In etlichen Blitzmatches zwischen den Schachcomputern konnte dann somit ermittelt werden, welches Gerät letztlich im Verhältnis zur Konkurrenz stärker abschneidet. Abhängig (Ausgangspunkt 30s/Zug) zur verkürzten Zeit pro Zug (5s/Zug Blitzmodus). Untenstehend aufgeführt in den +/- Werten.
Schachcomputer, die in diesem Segment stark spielen und drei Gegenbeispiele:
TASC Chess Machine 14 Mhz 512 kb The King 2.54 Elo: 2295 +57
MEPHISTO Atlanta SH7034 20 Mhz Elo: 2219 +53
MEPHISTO Risc 2 ARM 2 14 Mhz Elo: 2187 +33
MEPHISTO Milano Pro SH7034 20 Mhz Elo: 2098 +36
FIDELITY Designer 2325 Master 68020 20 Mhz Elo: 2093 +63
MEPHISTO Berlin 68000 12 Mhz Elo: 2024 -66
NOVAG Scorpio 68000 16 Mhz Elo: 2001 +51
MEPHISTO Nigel Short 6502 5 Mhz Elo: 1950 +32
MEPHISTO Super Mondial II 6502 4 Mhz Elo: 1894 +53
MEPHISTO Rebel 5.0 6502 5 Mhz Elo: 1809 +55
MEPHISTO MM V HG550 6502 5 Mhz Elo: 1782 -112
NOVAG Super Constellation 6502 4 Mhz Elo: 1681 -44