Die Shredder Chess GUI (Benutzeroberfläche) ist dafür bekannt, eine starke Schach-Engine unter besagter Programmoberfläche integriert zu haben. Gleichzeitig ist sie ursprünglich auch deswegen bekannt, dass diese einige WM-Titel für sich gewinnen konnte. Der Programmierer, Stefan Meyer-Kahlen entwickelte auch die UCI-Schnittstelle (Universal Chess Interface). Auf was ich prinzipiell hinaus will, ist, dass ich dieses Programm etwas auf seine Vielseitigkeit und seine Möglichkeiten getestet habe. Denn das was die meisten Schachprogramme am PC jederzeit können, standardisiert eine UCI-Engine anzusprechen und mit jenem Protokoll zu kommunizieren. Das ist inzwischen die gängigste Schnittstelle. Also wenig erwähnenswert im eigentlichen Sinn. Genauso wenig wie die Tatsache, dass es nur unwesentlich schwieriger ist, ein Turnier zwischen all den modernen Schach-Engines automatisiert zu starten und nach Abschluss die entsprechende Ergebnisliste einzusehen und somit auszuwerten.
Was vielleicht weniger bekannt sein dürfte – könnte – ist die Sache, das selbst die Schachcomputer Emulationen ins System der Shredder Software integrierbar sind. Um noch einen kleinen Schritt weiterzugehen, d.h. um noch etwas mehr Spannung aufkommen zu lassen – es sogar machbar ist, die Emulationen alter Schachcomputer gegen moderne UCI-Engines spielen zu lassen. Ich will das nicht als das Maß der Dinge interpretieren. Es ist jedoch etwas, was unter der ebenso allseits bekannten Arena GUI nicht funktionierte. Jedenfalls sah ich keine Möglichkeit hierzu. Doch hier ist es hingegen möglich und der Horizont erweitert sich somit. Vordergründig um verschiedene Testprojekte durchzuführen.
Und das bedeutet, das z.b. ein uraltes Schachprogramm wie das Sargon V1.01 aus dem Jahr 1978, welches zu seiner Zeit beispielsweise auf dem Tandy Radio Shack lief und eines der ersten erfolgreichen Programme in Assembler war, Schachcomputer aus der frühen Ära herausfordern kann. Was erheblich mehr Sinn macht, denn es geht nicht um die Frage des Abschneidens gegen aktuelle Engines, sondern mehr darum festzustellen wie sich Sargon 1.01 gegen die Programme, welche in den ersten Generationen von Schachcomputern verbaut waren, schlagen würde. Das konkrete Projekt ist folgendes – Sargon 1.01 läuft als UCI-Version auf einem Laptop mit Intel CPU – und erreicht im Verhältnis zum einstigen Homecomputer – TRS80 mit einer Zilog Z80 CPU von 1978 – ein Optimum an Spielstärke. Die Schachcomputer dagegen, die über MESS/MAME Emulations-Software auf dem gleichen Computer laufen, sind in ihrer Leistungsfähigkeit identisch, weil deren Hardware exakt abgebildet bzw. emuliert wird.
In der Praxis konnten so interessante Resultate erzielt werden. Ein Mephisto II mit 6,1 Mhz konnte in 2 Schnellschachpartien nur ein Remis, also 0,5 : 1,5 erreichen und hatte das Nachsehen. Der Mephisto I von 1980 verlor deutlich seine beiden Partien im Schnellschachmodus. Dem ARB Sargon 2.5 (gleichermaßen ein Programm von Dan & Kate Spracklen) erging es nur wenig besser – 3,5 : 0,5 in 4 Blitzpartien für Sargon 1.01.
Bessere Karten hatte hier erst der Mephisto MM II von Ulf Rathsman, ein taktisch versiertes Programm von 1985. Obgleich der Sargon 1.01 im Mittelspiel sogar bissiger agierte, was wirklich interessant ist, verlor es doch den Schnellschachvergleich mit 0,5 : 1,5 gegen das Rathsman-Programm. Auffallend auch hier erneut die eklatante Endspielschwäche der früheren Programme, wodurch es nicht selten vorkam, dass Gewinnstellungen ins Remis/ oder in den Verlust kippten.
Ich werde in der nächsten Zeit weitere Vergleiche anstellen. Nicht nur bezüglich der Relativität in Fragen des Spielstärkevergleichs, sondern auch die Einstellungen in Shredder betreffend. Einfacher ist es bei Engine-Direktvergleichen, weil diese von der Shredder-Software gesteuert werden. Schwieriger wird es bei Games, UCI-Engine in Shredder vs Emulation des Schachcomputers. Hier geht es um die Zeit-Einstellung. Die aufgerufene MESS-Emulation verzögert die Zugausführung in Shredder, weil die Übertragung vom emulierten Brett ein paar Sekunden dauert und umgekehrt, was vor allem in Blitzpartien zu Ungleichheiten führt. In Schnellschachpartien kann das leichter mit einem zeitlichen Delay umgangen werden. Allerdings beruht das mehr auf einer Schätzung, im Verhältnis zur durchschnittlichen Bedenkzeit des Schachcomputers, was keine optimale Lösung darstellt.