Wie die Schachengine grundsätzlich bewertet.
Das sind Kriterien, die völlig individuell jeder Engine zu eigen sind. Dabei spielen Suchbaumtiefe, Programmieransatz, Bewertungsfunktionen, Horizonteffektbehandlung und jene Aspekte mit eine Rolle, die für den Programmierer vordergründig maßgeblich waren und sind.
Darum geht es heute jedoch weniger, sondern mehr um jenen Effekt, den eine tatsächliche Stellung auf dem Schachbrett auslöst. Ich denke da mehr an Partien im mittleren Vereinsbereich, wo die Fehlerlastigkeit viel öfters auftritt und mögliche Wendungen am Brett weitaus wahrscheinlicher werden als das in höheren Spitzenturnieren der Fall ist. Nichtsdestotrotz ist das selbst in diesen Sphären keine so seltene Angelegenheit.
Zum Schachcomputer, der auf der 2000 Elo +/- spielt sei kurz zu erwähnen, dass seine Bewertung der Position in der Regel zuverlässiger ist als die des menschlichen Spielers auf ähnlichem Niveau. Ist dem einfachen Umstand geschuldet, das jener im rein rechnerischen Sinne seine Kalkulationen im Suchbaum verfolgt. Ein direktes „Verrechnen“ ist ihm innerhalb seines Horizonts nicht möglich, wodurch sein Zugfavorit zwar suboptimale Aspekte im weitläufig strategischen Ansatz aufweisen mag, eine taktische Falle auf soundso viel x-Halbzüge jedoch nicht übersieht.
Als Beispiel: (+/- 3.74) bedeutet, das die weiße Stellung deutlichen Vorteil erspielt hat. Umgekehrt bedeutet (-/+ 3.74), das die weiße Stellung am Brett sich deutlich im Nachteil befindet. Es wird nach Centi-Bauerneinheiten im Grobraster gerechnet. Der ebengenannte Fall entspräche somit dem Wert von knapp vier Bauern oder einer Läufereinheit. Allerdings werden auch Stellungskriterien und weitere Aspekte differenziert mit einbezogen, so dass nicht ausschließlich ein materalistisches Bild den Ausschlag in der Bewertung erzielt. Der Wert der Kompensation, also einer Stellung auf dem Brett bei der die eigene oder die Gegenseite starke Spielinitiative aufweist, hat als Kriterium in der Bewertung häufig ein wesentliches Gewicht.
Kann das vorliegende Bewertungssystem theoretisch eine Illusion sein? Worauf ich hinaus will, in der Theorie weniger, weil hier bei starken Engines nur Nuancen unterscheiden und die Bewertung dadurch nie allgemeingültig unsinnig sein kann. Wenn ich eine Stellung, die mit (-/+ 7.12) gewertet wird, ich als Weißspieler zu meinem Nachteil, gegen die Engine Stockfish spiele, so ist das objektiv eine verlorene Partie und die von der Engine errechneten Bewertungsalgorithmen werden absolut recht behalten. Spiele ich dieselbe Partie gegen einen Menschen, selbst wenn er etwas stärker spielt, ist es nicht zwingend mit dem Verlust eines Spiels gleichzusetzen, wenn der Gegner in verworrener Stellung, mit nicht zu großem Materialunterschied, den Gewinnweg nicht findet beziehungsweise den definitiven Vorteil seiner Stellung nicht zu nutzen weiß, sei es aus Zeitnotgründen oder eben anderen, teils recht trivialen Gründen.
Es ist nur eine aufgestellte These, klar. Aber den erwähnten Effekt habe ich bereits selbst so erlebt. Eine verlorene Partie in der Praxis bleibt es nicht unbedingt als eine solche, wenn auch unbestreitbar in der Theorie. Die von der Computer-Engine nachträglich durchgeführte Analyse stellt ein ultimatives Werkzeug dar um Wendepunkte, Variantenalternativen und Fehler in Schachpartien zu entdecken. Wodurch in der Spielpraxis die rechnerische Ist-Situation mit dem tatsächlichen Verlauf natürlich weit auseinanderklaffen kann.
Die Summe aller rechnerischen Prozesse stellt den einen, nahezu unveränderlichen Wert in den Raum. Das der häufig theoretisch bleibt, beweist oft die Praxis, wo Partien völlig unerwartete Wendungen nehmen, weil das Potenzial einer Stellung in jener Momentaufnahme nicht genutzt wird. Womit gewonnene Stellungen es als solche zwar bleiben, aber in der praktischen Umsetzung schnell ins Remis verflachen können und im schlechtesten Fall in eine Niederlage münden. Die Engine-Analyse ist als Endprodukt durchaus eine objektive Abbildung, die als Zahl ausgedrückt, fast nur ein mathematisches Ergebnis zulässt. Allerdings in Turnieren menschlicher Spieler wenig entscheidend, weil die pure Rechenleistung hier eindeutig als Vorteil für die Maschine punktet.