Eine Partie gegen Genius 5 – etwas näher betrachtet

Diese Partie entstand eigentlich nur aus einer Laune heraus. Ziel war es, das PC-Modul mit dem Mephisto Modular im Zusammenspiel zu testen. Nachdem ich meinen alten Pentium-PC im DOS-Modus gestartet hatte, führte ich den Programmaufruf von Genius 5 (Richard Lang) aus und stellte im Menü die Verbindung zum Schachcomputer (=Modularbrett) her.

In der Folge spielte ich die Eröffnung eher in belangloser Weise, denn im Vordergrund stand die technische Funktion. Ich wollte sicherstellen, dass diese korrekt vorhanden war.

Erst im Übergang zum Mittelspiel fand ich die Stellung interessant und wollte sehen, was sich daraus entwickeln könnte. Im Prinzip war es der 18. Zug mit Läufer d3, wo ich entdeckte, dass da vielleicht auch mehr drin sein könnte als nur so dahin zu spielen. Also beschloss ich, den schwarzen Turm auf e4, danach auf e6 zu bedrohen um dasselbe über d7 fortzuführen und seinen zweiten Turm auf d8 ins Visier zu nehmen.

Aber jetzt zuerst hier die Notation der Partie gegen das Programm.

Weiß: das war ich selbst

Schwarz: Programm Genius 5 (Elo: 2333)

PC- Pentium III 667 Mhz ( DOS 7.0 Modus)

Interface: PC- Modul over LPT1

+ Mephisto Modular Brett

Datum: 05.11.2020

Analyse erstellt durch: Stockfish 14 und Naum 4.6

Eröffnung: D45: Damengambit (Anti-Meraner Variante)

1.d4 c6 2.c4 d5 3.Sc3 Sf6 4.e3 e6 5.Sf3 Sbd7 6.cxd5 exd5 letzter Buchzug

7.Le2 [ 7.Ld3!?= ist eine Alternative ] 7.Ld6

8.Ld2 [ 8.Dc2 0-0 ] 8 0-0 9.Dc2 Te8

10.Sh4 [ 10.Ld3 De7 ] Naum 4.6 erwog g6 um Sf5 von Weiß zu verhindern]

10…Sf8 [ 10…Lc7!?-+ ]

11.Sf5 Lxf5

12.Dxf5 Weiß hat das Läuferpaar Sg6 [ 12…Se6 13.0-0 ] Naum 4.6 mit der Idee b5 um den Springer von f8 über d7, b6 nach c4 zu bringen.

Seitens Stockfish 14 stünde auch Tc8 im Raum, danach mit Se6 als Idee um auf den wBd4 Druck auszuüben.

13.Dh3 [ 13.0-0 Sf8= ] 13…Se4 [ 13…Sf8 14.0-0 ]

14.Sxe4 Txe4 15. g3 es geht um f4 Den machte ich mehr intuitiv. Stockfish ist absolut gleicher Meinung – ach wie liebe ich das Db6 Schwarz droht Materialgewinn: Db6xb2

16.Lc3 Lb4 [ 16…Sf8 17.0-0 ] 17.0-0 Tae8 [ 17…Sf8 18.a3 Ld6 19.Ld3 ] 18.Ld3 [ 18.a3 Lxc3 19.bxc3 T4e7± weil es den direkten Angriff verhindert hätte ] 18…T4e6

19.Lf5 ein naheliegender Zug, den Stockfish aber nur als ausgeglichen bewertet. Im Nachgang käme der schwarze Turm auf f6 was die Partie in eine andere Richtung gebracht hätte. Die Stellung wäre dennoch = in der Bewertung [ 19.a3!? Ld6 20.b4± ]

19…T6e7 20.Ld7 Weiß droht Materialgewinn: Ld7xe8 Td8 Schwarz droht Materialgewinn: Td8xd7. Auch Ta8 wurde in Erwägung gezogen. Alternativ erwägt Naum 4.6 auch Turm b8, allerdings ohne in der Bewertung (-0.01) den Remishorizont zu überschreiten.

Ansonsten bleibt Td8 der richtige Zug (0.00). Mangels sinnvoller Fortsetzungen, die prinzipiell gewinnführend wären.

21.Lf5 [ 21.Lg4 Sf8= um die Stellungswiederholung zu umgehen ] 21…Tde8 [ 21…Sf8 oder a6 wäre Stockfish bestrebt das Spiel am Laufen zu halten.

22.Ld3= als Alternative ] 22.Ld7 Weiß droht Materialgewinn: Ld7xe8 Td8 Schwarz droht Materialgewinn: Td8xd7

23.Lf5 Tde8 = [mit Sf8, gleichermaßen mit 0.00 bewertet, hätte SF14 ggf. die Partie fortgesetzt]

3-fache Stellungswiederholung (Remis)

Ergebnis: ½-½

Genius 5 entschloss sich in dieser Situation zu einer 3-fachen Wiederholung der Stellung. Programme agieren im Rahmen ihrer Routinen. Die Algorithmen forcieren seit Genius 4 in eher ausgewogenen Stellungsbildern das Remis. Das Problem ist, dass das Programm nicht weiß, ob der Gegner eine Maschine oder ein Mensch ist. Desweiteren nicht ob der Kontrahent stark spielt oder nicht, beziehungsweise wo dessen Schwächen oder Stärken liegen. Für die Software sind keine Indikatoren vorhanden, die eine explizite Einschätzung ermöglichen, wie ich in diesem oder jenem Teil der Partie spielen würde.

Wie beeinflusst das die Herangehensweise im Verlauf einer Partie?

Vereinfacht ausgedrückt, ich hätte eine der oben aufgeführten Varianten spielen und die Stellung verkomplizieren können. Manche Spieler machen das, weil sie so beim Gegner Fehler provozieren um dann im Endspiel durch bessere Strukturen zu gewinnen. Sinnvoll ist diese Strategie nur dann, wenn ein Sieg durch Erzwingen von Ungenauigkeiten real greifbar ist, weil ein Überziehen der Stellung auch den Verlust bedeuten kann.

Ich wollte das unter Berücksichtigung der Spielstärke von Genius 5 nicht tun. Die feine Abwicklung ins Remis ist mir sehr entgegengekommen. Ein starker Turnierspieler, der in einem Mannschaftskampf spielt, würde an dieser Position weiterspielen, vorausgesetzt, das ihm die Daten ( Elo-/ DWZ ) des Spielgegners bekannt sind.

Das ist dann vom Prinzip wieder gleich. Das vorliegende Datenmaterial ist der Punkt, der soweit entscheidet. Das ist die Grundlage jedweder Vorbereitung. Im allgemeinen basiert jedes größere Turniergeschehen auf diesen Datenbanken. Das beinhaltet die publizierten Partien, die Eröffnungssysteme der einzelnen Spieler, die Ligazuordnung sowie deren internationale Elozahl respektive nationale DWZ-Einordnung.

Das sind die zugrundeliegenden Faktoren, auf denen die Schwachstellen des Gegners abgeklopft werden. Die Spieldynamik wird natürlich begrenzt, je mehr statisches Wissen vorliegt. Irgendwann stößt alles an seine Grenzen. Heute ist Schach wissensgestützt auf Computeranalysen und vielfältigste Datenbankabfragen gegründet. Objektiv beurteilt ist das Spiel perfekter geworden. Ob es dadurch an Attraktivität gewinnt oder verliert, das sei der Philosophie jedes einzelnen überlassen.

Jetzt, wo das Weltmeisterschaftsmatch 2021 in Dubai (24. Nov. -16. Dez.) ansteht, werden wir wieder erleben dürfen wie in Nuancen und akribischer Vorbereitungsleistung um den Titel gekämpft wird. Die Protagonisten sind der amtierende Weltmeister Magnus Carlsen aus Norwegen sowie sein Herausforderer Ian Nepomniachtchi aus Russland.

Es würde mich nicht wundern, wenn das Sekundantenteam eigens für die jeweiligen Rechenprozesse einen AMD Ryzen Threadripper mit 64 Kernen verwenden würde. Nebenan käme noch eine NVIDIA GeForce RTX 3090 24GB GPU-Grafikkarte ins Spiel. Kombiniert mit SSD und 256 GB RAM wäre das für unsereins ein technisches Feuerwerk. Für den super-professionellen Bereich gibt es da zweifellos noch mehr, abgesehen von Netzwerken, die viele dieser Rechner enthalten. Ich spreche da mehr vom Großrechnerbereich, einem ganzen Rechenzentrum, insofern ein Team begrenzt darauf Zugriff hätte.

Wenn dann Spitzensoftware wie Stockfish14 NNUE und einige andere Top-Level-Programme eingesetzt werden, die jederzeit 128 Prozessorkerne ansprechen können, aller Endspieldatenbanken inklusive, so kann man sich vorstellen, welche Möglichkeiten existieren um effektiv einen Matchkampf vorzubereiten.

Übersehen werden darf dabei nicht, dass KI-Programme im Schach durch Millionen von Partien und Positionen gelernt haben. Aus diesen Erkenntnissen und den damit im Zusammenhang stehenden physischen IT-Strukturen ist es möglich geworden Verzweigungssuchbäume extrem weit durchzurechnen. Einerseits um Löcher in bisherigen theoretischen Ansätzen zu schließen als auch Neuerungen zu erforschen, die bisher unentdeckt geblieben sind. Jedenfalls ist das Potential unermeßlich groß, etwas, das der Entwicklung des Schachspiels massiv Vorschub leistet.

Springen wir zurück zur Software von Richard Lang, dem GENIUS 5, welches Mitte der Neunziger Jahre eines der besten Schachprogramme auf dem Markt war. In jenen Zeiten konkurrierte es mit REBEL, mit MCHESS, mit HIARCS, mit FRITZ, mit WCHESS und einigen anderen Kreationen mehr. Die genauesten Werte finden sich im Direktvergleich mit zahlreichen Games gegen die Elite der damaligen Zeit, die ich erwähnt habe.

Spielt das Lang-Programm Genius 5 einen Matchkampf gegen mich oder das Mephisto MM II Modul (programmiert von Ulf Rathsman), so ist dieser definitiv nicht aussagekräftig. Zu weit klafft die wirkliche Distanz in beiden Fällen auseinander. Ganz ähnlich wäre der Effekt, gäbe es einen Matchvergleich zwischen Genius und Stockfish. Gleichermaßen wäre hier der Klassenunterschied beträchtlich zu hoch als das dieser einen Wert bzw. einen Bezug zur Spielstärke beider Programme hätte. Es beträfe nur das andere Extrem.

Früher war das Auftreten des zu vorschnellen Remis-Effekts häufiger. Witzigerweise ist mir das selber bereits passiert als ich die Caro-Kann-Eröffnung spielte, die im Aufbau so als ziemlich solide eingestuft ist. Sowohl die Software KALLISTO 1.82 (2109 Elo) wie auch der MEPHISTO ATLANTA (2087 Elo) und beide im Spielverhalten eher die Taktiker, schienen es für notwendig zu halten nach ca. 12 Zügen (nach der Stellungswiederholung waren es 14 oder 15) ins Remis einzulenken. Das war fast etwas irritierend und entsprach grundsätzlich nicht dem Angriffsstil, der diese beiden Programme auszeichnet.

Wahrscheinlicher ist es, dass diese vorzeitige Blockade und Abdriften ins Unentschieden folgenden Grund hat. Durch die Initiative, die in etwa im 12. Zug von mir aus ging, wurde den Programmen der Übergang ins entstehende Mittelspiel zu gefährlich und zwar schlicht aus ihrer subjektiven Beurteilung heraus. Denn selbst eine negative Bewertung, die nur mit sehr geringfügigen (z.B. im Bereich von -0.40) Komplikationen verbunden ist und irgendwo in den Verästelungen des Suchbaums als solche wahrgenommen wird, kann jenen Effekt auslösen. Keine Ahnung, ob ich dieses Phänomen „Remis-Schleife“ nennen soll oder nicht. Jedenfalls sind es Eigenheiten in den Algorithmen, die eine Partie zu früh verflachen lassen und einen scharfen Verlauf häufiger verhindern können als gedacht.

Das Mephisto PC-Modul als alternative Schnittstelle zur Software

Interface: Mephisto PC-Modul

Baujahr: 1996

Verbindung: parallel (LPT) über die Druckerschnittstelle

BIOS-Konfiguration: EPP (bidirektional)

Betriebssysteme: DOS 6.22, Windows 3.11, Windows 95, Windows 98

Zugeingabe: Magnetsensorbretter (Mephisto „Modular“, „Exclusive“, „München“)

Zugausgabe: 64 Feld-LED´s

DOS – Programme, die mit dem Modul kommunizieren:

GENIUS 3 + 4 + 5 for DOS (Richard Lang)

REBEL 7 + 8 (Ed Schröder)

FRITZ 3 (Frans Morsch)

CHESS SYSTEM TAL (Chris Wittington)

Die Programmansteuerung in der Software erfolgt mit folgenden Menübefehlen:

In den Rebel-Versionen muss „PC-Auto-Board“ aktiviert sein.

In den Genius-Versionen muss „Kasparov AutoBoard“ aktiviert sein.

Im Chess System Tal ist es erforderlich im Programmaufruf der entsprechenden „.exe“ den Schalter „/saitek“ anzufügen. Die Datenübertragung wird so gewährleistet.

Beim Fritz ist nach dem Start des Programms, der Tastaturbefehl „Strg+F8“ einzugeben um die Zugübertragung zu aktivieren. Erscheint der Dialog „Saitek Board“, dann ist die Verbindung erfolgreich.

Diese Programmversionen waren in den meisten Fällen fortgeschrittene Entwicklungen jener Programme, die früher in Schachcomputern zum Einsatz kamen und später an die Architektur des PC´s angepasst wurden. Den größten Unterschied gab es allerdings hardwareseitig. Denn durch die schnellere Abarbeitung der Befehle wurden die Programmroutinen beschleunigt und somit noch etwas mehr an Spielstärke erreicht. Umgekehrt ist es beim Schachprogramm Fritz 3 gewesen.

Hier wurde die Software nachträglich für den Hitachi SH7034-Prozessor transcodiert. Im Mephisto Milano Pro (1996) und später insbesondere im Mephisto Atlanta (1997) griff man auf diese Software zurück.

Das PC-MODUL ersetzte in gewisser Weise bestimmte Rechenmodule, beziehungsweise einige speziell von mir noch erwähnte Laptop-Stand-Alone-Schachcomputer der Mephisto-Produktlinie.

Und zwar jene dedizierten Schachcomputer oder Steckmoduleinheiten, welche in der Einzelanschaffung, insofern auf dem Gebrauchtmarkt vakant, nicht unbedingt als Elektronikschrott gehandelt werden 🙂

Programmverwandte Computer zur Software, die per PC-MODUL ansteuerbar sind, seien der Vollständigkeit halber hier erwähnt:

für die DOS-FRITZ 3-Software (2245 Elo)

stehen folgende Schachcomputer und Module der 6. Generation.

– Mephisto Atlanta (2087 Elo)

– Mephisto Magellan (Modulset 2087 Elo)

– Mephisto Milano Pro (ohne Hashtables 1976 Elo)

– Mephisto Senator (Modulset ohne Hashtables 1976 Elo)

Anmerkung:

Fritz 3 aktiviert den Speicher für die Hashtables nicht vollautomatisch. Voreingestellt sind allerdings 64 KB Speicher RAM als Grundeinheit. Während ein Milano Pro ohne die Speichertabellen auskommen muss, verfügt der Atlanta hingegen über 512 KB RAM als Speicher für die internen Transpositiontables, welche im Endspiel verstärkt zum Tragen kommen.

Um jetzt zu erreichen, das die PC-Software Fritz 3 mehr RAM-Speicherkontingent für die Hashtables erhält, müssen wir – ich verwende das Beispiel über die „Dfend“ Dosbox – die Settings zuerst ändern. Nur dann bekommen wir einen definierten Wert.

Im Profileditor unter Arbeitsspeicher ist das Häkchen in den Feldern XMS und EMS zu deaktivieren. Die Größe in MB (z.B. 8) oben angeben. Im nächsten Schritt eine Datei erstellen: „fritz3.bat“ im Fritz3-Programmordner. Diese inhaltlich bearbeiten (fritz3.exe /x) und abspeichern. Zuletzt unter Profil den Pfad anpassen. Dann die „fritz3.bat“ starten.

Darüber hinaus die DOS- Versionen der REBEL 7 + REBEL 8-Software (2297/2339 Elo), die untenstehenden Modulen weitestgehend zuzuordnen sind:

– Mephisto Risc 1MB und Risc 2 (Modulsets 2100/2126 Elo)

Desweiteren die DOS-Software-Version GENIUS 3 (2311 Elo)

dessen Hardware-Pendants folgenden Modulen und Computern entstammen:

London EPROM, welches in folgende Geräte implementiert wurde

– Mephisto (Modul) Genius 68030 (2193 Elo) sowie die schwarze Laptopreihe

– Mephisto Berlin 68000 (2050 Elo) + Berlin Professional 68020 (2150 Elo)

Die DOS-GENIUS 4-Software (2303 Elo) ist eine reine weitere Programmvariante. Hier gab es keinen Zuwachs an Spielstärke, nur Veränderungen in den Routinen. Stellungen, die zwangsläufig ins Remis führten, wurden so weitaus effizienter registriert.

Die DOS-GENIUS 5-Software (2333 Elo) nahezu baugleich. Entsprechend der SSDF-Liste spielt diese Version lediglich etwa 20 Elopunkte stärker.

Der Unterschied besteht in erweiterten Features und einer Zunahme der Spielstärke im Blitzschach. Gleichermaßen in den erweiterten 3-fach-Stellungsroutinen. *

Some more features? So kleinlich darf das nicht gesehen werden. Ich führe nur einige Neuerungen explizit auf, die mir wirklich relevant erscheinen.

  • es existiert eine DOS + Windows Version des Programms
  • das Eröffnungsbuch kann editiert werden
  • ein neues Buch von de Gorter wurde implementiert
  • umschalten auf ein 3-D-Board (räumliche Darstellung des Schachbrettes)
  • mehr Optionen zu einstellbaren Zeitkontrollen
  • unterstützt die Dateiformate „EPD“ und „PGN“
  • kooperiert mit TASC, MEPHISTO, CHESS232 – Boards
  • sogar das „CBF“ Format von Chessbase ist kein Fremdwort

* Diesen Vorteil-/Nachteil werde ich demnächst anhand einer Partie dokumentieren.

Die DOS-Version vom CHESS SYSTEM TAL (2150 Elo) hatte keine software-spezifische Entsprechung in dem Sinne, das diese in einen Schachcomputer verbaut wurde.

Das Mephisto PC-MODUL findet seine Entsprechung im Mephisto-PC-BRETT. Jenes, das als Vollholz-Sensorbrett mit komfortabler 64- LED Zugeingabe-/ Zugausgabe versehen ist.

Technisch gibt es nur den Unterschied: es ist kein Modular-/Exclusive-/ oder gar ein München-Brett der Standard- Mephisto-Reihe notwendig.

Denn hier ist die Verschaltung zur parallelen LPT-Schnittstelle bereits im externen Brett selbst integriert und steuert die Kommunikation mit der PC-Software.

Das elektronische PC- Sensorbrett von Novag Chess Computer

Interface: NOVAG Universal Electronic Chessboard

Baujahr: 1996

Verbindung: RJ12 – seriell (25-polig)

Betriebssysteme: DOS 6.22, Windows 3.11, Windows 95/98, DOSBOX 0.74

Zugeingabe: Holz-Magnetsensorbrett

Zugausgabe: 81 Feld-LED´s

DOS – Programme, die mit dem Brett kommunizieren können:

FRITZ 1 + 2 + 3 (Frans Morsch, Elo 1941 /2030 slow486er /2245 P90)

WCHESS 1.03 + 1.05 (Dave Kittinger, Elo 2199 486DX2 /2220 P90)

HIARCS 6.0 (Marc Uniacke, Elo 2336 P90)

HIARCS 7.32 (M. Uniacke) NIMZO 7.32 (C. Donninger) für Windows 95/98 funktioniert grundsätzlich auch, jedoch hatte ich keine Gelegenheit das zu testen. Aus diesem Grund lasse ich das momentan offen.

An das Brett anzuschließende dedizierte Schachcomputer:

NOVAG Sapphire + Sapphire II

NOVAG Diamond + Diamond II

NOVAG Super VIP (per NOVAG Distributor, „Berger“ Interface)

Sowohl im NOVAG Sapphire (1990 Elo) und NOVAG Diamond II (2010 Elo) werkelt bereits das WCHESS-Programm von Dave Kittinger in seinen frühen Versionen. Selbst der NOVAG Super VIP, den er auch programmiert hat, spielt mit ungefähr 1600 Elo ein respektables Schach, das taktisch geprägt ist, wenngleich es im Endspiel erwartungsgemäß Löcher aufweist. Deren Anschluss erfolgt über zwei baugleiche RJ12-Interfaces, die das Universal Board mit den Schachcomputern verbinden. Zu achten ist auf die Schalterstellung seitlich am UCB. Gemäß der BDA ist „eine“ Position des Schalters für die Verbindung zum PC.

Unabhängig davon, ob die genannten Software-Programme im nativen DOS gestartet werden oder über die Verbindung zur DOSBOX hergestellt wird, ist es nötig, vorher den Treiber zu laden, der die Kommunikation zwischen UCB und dem PC ermöglicht. Die Befehle sind vordefiniert und es ist zugleich zwingend, den physischen COM-Anschluss, der verwendet wird, anzugeben. Als Beispiel lautet dieser beim Start von HIARCS 6.0 schlicht „Thiarcs6.exe /1“, wenn man davon ausgeht, dass das UCB mit dem seriellen Interface COM1 am PC verbunden ist. Nachdem der Treiber in den Speicher geladen wurde, kann nun über die Eingabe „Hiarcs6.exe“ im eigentlichen Programmordner die Software gestartet werden. Auch in diesem Fall gilt es eine Geschwindigkeit in der Übertragung von 9600 Baudrate einzustellen. 1 Stopbit und ohne Parität, was aber für die meisten Anwendungen von damals eher der Standard war.

Über die verwendete Technik von NOVAG kann man sich hier streiten. Ging es darum, innovative Ideen auf den Markt zu werfen wurde der Konsument positiv überrascht. Auch die Preislage war angemessen und erschwinglich und es entstanden neue Wege. Etwas weniger zeitgemäß dürfte es gewesen sein, eine Kabelverbindung zu schaffen, die einen veralteten Standard hatte. Eine RJ12-25-polige-serielle Verbindung hatten oftmals nur noch wirklich alte IBM 80386-PC´s. Später war das immer seltener anzutreffen.

So war es nötig zu adaptieren und es entstand mehr Kabelgewirr auf dem Tisch. Um auf den gängigen 9-poligen-seriellen Standard anzuschließen war ein Hardwareadapter nötig. Schwieriger wurde es in den viel späteren Jahren als USB zur Universal-Schnittstelle wurde. Denn zur korrekten Übersetzung der Signale war in aller Regel ein FTDI-Chip unumgänglich, welcher die Daten durchspeisen konnte. Dafür ist es dann ziemlich erstaunlich zu sehen, das es möglich ist, auf einem Windows 10 Laptop die DOSBOX zu starten, lediglich einige Konfigurationsdateien anzupassen und dadurch ein altes NOVAGUCB wieder zu aktivieren. Die Signale werden übertragen und das Spiel beginnt.

Voraussetzung für solche Projekte bleibt aber stets, dass die alte Verkabelung in einem einwandfreien Zustand vorhanden ist. Denn Ersatz ist nicht nur selten geworden, meist sind die Kabel und Lötstellen in die Tage gekommen, was Ausfälle begünstigt.

Und so lande ich zuletzt wieder bei „Berger Projects“.

Die Hardware-Lösungen, die auf dieser Homepage angeboten werden sind nicht nur sehr durchdacht, sondern auch ein interessanter Lichtblick, gerade wenn es darum geht, durch innovative Produkte, die Funktionen alter Schachcomputer zu reaktivieren oder teils auch zu erweitern.

Etwas zu technischen Entwicklungen der Mittneunziger

Mitte der 90`ziger erschienen allgemein viele interessante Entwicklungen. Eine Art kleine Zeitenwende, wo PC-Programme den großen Sprung machten und den bislang gewohnten, konventionellen Schachcomputer nahezu verdrängten. Ein Prozess, der sich über ungefähr 10 Jahre eher scheinbar vollzog. Für die Freaks jedoch war der Nischenmarkt stets nach wie vor gefragt und selbst zwei Dekaden später erlebten genau diese Geräte wieder einen regelrechten Boom.

Heute gibt es erneut ein reiches Angebot von Table-Schach-Computern, welche, bestückt mit angepasster, weit modernerer Hardware-Technik, eine Art Renaissance einleiteten. Flankiert durch ideenreiche, innovative Lösungen mittels emulierter Software, wurden so wieder technisch hervorragende Lösungen präsentiert.

Den goldenen Schnitt zwischen den Softwareentwicklungen, die am PC das Geschehen dominierten und der bestehenden konventionellen Technik aus den Achtzigern, machten vor allem die elektronischen PC-Bretter und Module. Einige davon ausgestattet mit automatischer Erkennung der Figuren, andere nicht, hatten diese den Zweck, den Schachcomputer als denkende Einheit „in einem“ zu ersetzen und somit die Rechenarbeit ausschließlich auf den PC zu verlagern.

Über die parallele Schnittstelle wurde es möglich, ein modulares Brett von Mephisto oder Tasc mit dem am PC laufenden Schachprogramm zu verbinden. Diese liefen zu jenem Zeitpunkt in aller Regel unter Windows 95 oder 98 problemlos, weil diese 32-bit Betriebssysteme jederzeit in den nativen DOS-Modus wechseln konnten. Ein puritanisches MS-DOS 6.22 (16-bit) als reine Installation war daher ebenso ausreichend um ein kompatibles Schachprogramm und seine grafische Benutzeroberfläche zu laden. Denn viele berühmte Programme der damaligen Zeit, hatten eine 16-bit Struktur, wodurch das notwendige Zusammenspiel gegeben war. Das alles funktionierte nicht weniger mit Brettern, die eine serielle Schnittstelle besaßen. Hauptsächliche Bedingung war stets, daß das Programm die Boards der verschiedenen Hersteller unterstützte.

Mit dem Terminalprogramm „PROCOMM“, simuliert in der DOSBOX 0.74 laufend und in der Konfigurations-Datei mit den nötigen Parametern versehen, insbesondere was das serielle Interface betrifft, macht es grundsätzlich möglich, einen alten Novag Super VIP oder Novag Sapphire, gleichermaßen wie den Novag Diamond am PC zu betreiben und die Partie auf das Terminal zu übertragen und zu protokollieren. Zu beachten ist in den Einstellungen immer die beidseitige Baudrate von 9600 in der Geschwindigkeit.

In seiner modernen Form ist das gleichermaßen mit dem Terminalprogramm „Putty“ möglich. Es erlaubt das Festlegen der seriellen Übertragung durch den Port21. Auf diesem Weg ist die Eingabe von Zügen (inklusive der Zugantwort des Computers) als auch die Protokollierung in einer Textdatei einfach zu handhaben. Die Weiterleitung in ein spezielles Schachprogramm wie beispielsweise Chessbase, ist dann mit theoretisch zwei Mausklicks machbar. Dort kann die Partie archiviert, analysiert und bearbeitet werden.

Wer unter anderem nicht die seltene „Novag PC-Distributor-Box“ aus dem Jahr 1990 besitzt, findet eine anwendbare Alternative im „Novag Serial Interface“ von „Berger Projects“, einem Entwickler aus Barcelona. Dieses Teil interpretiert die seriellen Befehle in unkomplizierter Weise, wodurch eine Signalübertragung zwischen Schachcomputer und dem PC ermöglicht wird.

Das generiert mehrfältige Möglichkeiten und bringt uns dahin, das dadurch auch jederzeit Computer mit Windows 10 eingesetzt werden können. Über Arena Chess 3.5 und dessen Autoplayer-Funktion ist es möglich, die serielle Schnittstelle anzusteuern. Dabei wird dann ein kompatibler Novag-Schachcomputer als Engine ins Programm integriert und kann so Matchpartien gegen andere Engines bestreiten.

Voraussetzung ist dabei in diesen Fällen immer, dass die Verbindung auch am alten Schachcomputer geöffnet wird. Das passiert z.B. bei den Geräten Novag Sapphire wie Sapphire II mit den Tastenbefehlen „Option1 + E5 (VidEo) + A1 (intEr=)“. Auf diese Weise wird der Video-Modus sowie der Datentransfer aktiviert.